AG 3: Politik und Kriterien

grafik_klVerquickung zwischen fachlicher und politischer Auseinandersetzung

Die zweite Sitzung der AG 3 Kriterien am 14.11.2014 zeigte sehr deutlich die Verquickung zwischen fachlicher und politischer Auseinandersetzung.

Zeitnahe Information nur durch Anwesenheit

Leider ist eine zeitnahe Information nur dadurch gegeben, dass man persönlich die Arbeitsgruppensitzungen besucht. In der Regel gibt es weder einen Video- noch einen Audiolivestream. Audioaufzeichnungen werden zwar angefertigt, aber nur als Hilfestellung zur Erstellung des Wortprotokolls. Das Wortprotokoll erscheint dann Wochen später, da es nach den Regeln des Bundestages autorisiert wird. Bei Erörterungen nach Verwaltungsverfahrensgesetz ist solch eine Autorisierung nicht üblich. Deshalb kann man mit diesen Wortprotokollen auch zeitnah arbeiten.

Politische Taktik der Arbeitsverweigerung

Zu Beginn der oben genannten Sitzung stand das Statement von Herrn Wenzel, dass man erst nach Nennung der genauen Menge und Zusammensetzung der radioaktiven Abfälle, die in das Langzeitlager eingebracht werden sollen, beginnen könne, Kriterien zu entwickeln. Diese Vorbedingung ist aus politischer Sicht durchaus nachvollziehbar, denn was das BMUB bisher als Verzeichnis radioaktiver Abfälle geliefert hat, ist so schludrig, dass man versucht ist, dahinter ein Komplott zu vermuten. Um der Taktik der schrittweisen Abtröstung einen Riegel vorzuschieben, ist es durchaus angebracht, mit Arbeitsverweigerung zu reagieren, das heißt die Entwicklung von Kriterien vorerst nicht aufzunehmen.

Fachliche Notwendigkeit der Abfalldaten

Aus fachlicher Sicht sahen Herr Sailer, Herr Thomauske und Herr Kleemann dies nicht so. Insbesondere die grundlegenden geologischen Kriterien sind auch ohne genaue Kenntnisse der Menge aller Radioisotope formulierbar. Darüber hinaus verwies Herr Sailer auf die Atomaufsichtsbehörde des Landes, wo sich Herr Wenzel fachlich bezüglich der Abfallzusammensetzung informieren könne. Herr Thomauske wies auf die GRS-Studie zu Abfallspezifikationen im Zusammenhang mit der Vorläufigen Sicherheitsanalyse Gorleben (VSG) hin.

Isotopenzusammensetzung

In diesem GRS-Papier werden die Material- und Isotopenzusammensetzungen der folgende Abfallarten zusammengetragen:

  • Wärmeentwickelnde radioaktive Abfälle
    • Bestrahlte Brennelemente aus Leistungsreaktoren
    • Radioaktive Abfälle aus der Wiederaufarbeitung
    • Bestrahlte Brennelemente aus dem AVR
    • Bestrahlte Brennelemente aus dem THTR 300
    • Bestrahlte Brennelemente aus dem KNK II und der NS Otto Hahn
    • Forschungsreaktor BER II
    • Forschungsreaktor FRM II
  • Abfälle mit vernachlässigbarer Wärmeentwicklung
    •  Graphithaltige Abfälle
    • Verpresste Strukturteile aus der Brennelementkonditionierung
    • Urantails aus der Brennelementherstellung
    • Sonstige vernachlässigbar wärmeentwickelnde radioaktive Mischabfälle

Auch die Endlagerbehälter werden nach der bisherigen Planung hinsichtlich der Endlagerung in Salz bilanziert. Die Daten können auch als Spreadsheet-Dateien heruntergeladen und zu weiteren Berechnungen und grafischen Darstellungen verwendet werden.

Zum Beispiel die Urantails aus Gronau

Als Beispiel sollen hier die Urantails behandelt werden. Die atomrechtliche Genehmigung der Anlage in Gronau beschränkt die Lagermenge. Es ist deshalb von einer Menge von 110.000 Mg U3O8 für ein Langzeitlager auszugehen. Die folgende Grafik zeigt die Aktivitäten ausgesuchter Radioisotope und die Gesamtaktivität der Urantails als Funktion der Zeit.

Aktivität [Becquerel] der Urantails aus Gronau in Abhängigkeit von der Zeit [Jahre]

Die Politik schimmert immer wieder durch

Später hat Herr Sailer ausführlich dargestellt, welche Umgangsoptionen es für radioaktive Abfälle gibt. In der Kommission werden diese etwas hochtrabend als Pfade bezeichnet. Hier wies er darauf hin, dass die eher politische Forderung nach undifferenzierter Rückholbarkeit die Lagerung in Salz und damit in Gorleben nicht ausschließt, siehe auch Beitrag Der Wahlkampf tobt – nichtrückholbar!.

Ein Gedanke zu „AG 3: Politik und Kriterien

  1. Die Forderung von Herrn Wenzel halte ich für ein durchschaubares Verzögerungsmanöver. Ganz detailliert wird man alle Abfälle erst kennen, wenn und falls die Asse tatsächlich ausgeräumt wurde. Man weiß derzeit wirklich mehr als genug für eine Kriterienfindung inklusive der chemischen Zusammensetzung. Es steht zu vermuten, dass Herr Wenzel nicht einmal benennen könnte, welche Informationen er genau bräuchte um über Kriterien zu entscheiden. In der Tat – Wahlkampf…

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