Endlagerkommission verhindert Dosisabschätzung

Quelle: Öko-Institut e.V., GRS mbH, et al.(2008). Endlagerung wärmeentwickelnder radioaktiver Abfälle in Deutschland.

Quelle: Öko-Institut e.V., GRS mbH, et al.(2008). Endlagerung wärmeentwickelnder radioaktiver Abfälle in Deutschland, S. 33

Seit 2009 arbeitet das BMU daran

Seit 2009 arbeitet das BMU daran, zur Abschätzung von Dosiswerten bei der Langzeitlagerung radioaktiver Abfälle endlich eine tragfähige Basis zu entwickeln. Die bisher angewendete AVV (Allgemeine Verwaltungsvorschrift zu § 45 Strahlenschutzverordnung: Ermittlung der Strahlenexposition durch die Ableitung radioaktiver Stoffe aus kerntechnischen Anlagen oder Einrichtungen) ist dafür ungeeignet.

Beratungsauftrag an die SSK

Im Rahmen dieser Arbeiten wurde 2012 ein Beratungsauftrag an die SSK gegeben, der aber in keinem Jahresbericht der SSK erwähnt wurde. Nach Auskunft des BMUB ist durch ein sogenanntes Büroversehen auch im Jahresbericht 2014 nichts zu finden.

Ausreden? Nach „Büroversehen“ in 2014 nun in 2015 „Endlagerkommission“

Eine Rückfrage über Frag den Staat hat nun für den Jahresbericht 2015 folgende Überraschung zutage gefördert:

Sehr geehrter Herr Dr. Mehnert,

ich danke Ihnen für Ihre Frage bezüglich der Beratungen der SSK zu „Grundlagen für die Berechnung der Strahlenexposition der Bevölkerung bei der Endlagerung wärmeentwickelnder radioaktiver Abfälle“. Vor dem Hintergrund der grundlegenden Beratungen der „Kommission Lagerung hoch radioaktiver Abfallstoffe“ des Bundestages zu den Entscheidungsgrundlagen für das Standortauswahlverfahren, die auch allgemeine Sicherheitsanforderungen an die Lagerung umfassen, sind die Beratungen der SSK zu diesem Thema sinnvollerweise ausgesetzt worden.
Erst nach Vorliegen der Vorschläge der Kommission wird BMUB prüfen, wie dieses wichtige Thema weiterentwickelt werden kann. Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit dieser Antwort weiterhelfen.

Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag
R. Stegemann

Aussetzung nicht nachvollziehbar

Die Aussetzung des Beratungsauftrags ist schwer nachvollziehbar. Warum soll die Abschätzung der Dosis davon abhängig sein, was die Endlagerkommission als Beratungsergebnis haben wird? Die Dosisabschätzung in weiter Zukunft – in bis zu mehrere Millionen Jahre – ist eine wissenschaftlich interessante Fragestellung, die unabhängig zur Kommissionsarbeit zu entwickeln ist.

Bedeutung auch für Morsleben und Konrad

Dieses spielt ja nicht nur für die Standortauswahl für ein Endlager für insbesondere hochradioaktive Abfälle eine Rolle. Schließlich spielt diese Problematik auch im Planfeststellungsverfahren zur Schließung des Endlagers Morsleben und für die periodische Sicherheitsüberprüfung für das Endlager Konrad eine wesentliche Rolle.

Vollendung der „Trilogie des laufenden Schwachsinns“

Hier wird ein Teufelskreislauf konstruiert, der schon im Beitrag Henscheids „Trilogie des laufenden Schwachsinns“ und K-Drs. AG3-96 angesprochen wurde. Will man sich hier vor der Anwendung der Bateman-Gleichung drücken? Hat man kein Interesse an einer wissenschaftlich interessanten Diskussion, die viele der Ungewissheiten der Langzeitlagerung offen legen würde? Will man keine Anwendung neuerer Vorstellungen des Strahlenschutzes bei der Endlagerung, weil dieser den politischen Popanz stören würde?

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