Ewigkeitslasten, die Zweite

Zweite Auflage war wegen vieler Entwicklungen notwendig

Das Buch Ewigkeitslasten von Achim Brunnengräber ist jetzt in der zweiten Auflage erschienen. Eine neue Auflage war notwendig, da sich seit der ersten Herausgabe im Jahr 2015 vieles verändert hat. Die Endlagerkommission war mitten in ihrer Arbeit von Mai 2014 bis Juni 2016, das Standortauswahlgesetz erhielt im Mai 2017 die jetzige Form und die Finanzierung wurde Anfang 2017 neu geregelt. Es war also eine weitgehende Überarbeitung notwendig.

Kritikpunkte berücksichtigt

Bei dieser Gelegenheit wurden auch die Kritikpunkte aus dem Blogbeitrag ENTRIA: Eine Einführung mit dem Titel „Ewigkeitslasten“ berücksichtigt. Trotz dieser notwendigen Änderungen und Erweiterungen hat sich der Umfang des Buches nur um etwa zehn Seiten vergrößert. Man kann es zum Einstieg in die Problematik der radioaktiven Abfälle an einem Nachmittag durchlesen und ist dann wohlinformiert. Die sonst von den unterschiedlichen Seiten betriebene, interessengeleitete Legendenbildung wird vermieden.

Selbst die Entwicklung in Dänemark wird belegt

Selbst der Verzicht von Dänemark zum Bau von Kernkraftwerken nach der erfolglosen Suche nach einem Endlagerstandort wurde auf Seite 20 mit Literatur unterlegt (Seite 310 in Küzera, B. und C. A. Götzmann (1986). „Neue Kernkraftwerke in Europa 1986.“ in: atw 31(6): 306-334).

Auch Deutschland hat radioaktive Abfälle im Meer versenkt

Unter Verteilen oder konzentrieren? wird die Versenkung von radioaktiven Abfällen im Meer behandelt. Hier wäre es angebracht, auch den deutschen Beitrag zu beziffern, wie er in den entsprechenden IAEA-Publikationen (IAEA-TECDOC-588, Seite 28 und IAEA-TECDOC-1105, Seite 34) zu finden ist.

Interdisziplinär – transdisziplinär

Unter der Überschrift Wissenschaftliche Unsicherheiten wird auf die notwendige interdisziplinäre Herangehensweise an das Problem der Endlagerung hingewiesen und dann auf Transdisziplinarität eingegangen:

Nicht nur der Austausch zwischen den Fachdisziplinen, sondern auch mit der interessierten Öffentlichkeit in neu zu schaffenden Dialogräumen oder sogenannten Reallaboren zeichnen die Transdisziplinarität aus.

Dazu gibt es im Rahmen der Standortauswahl noch viel zu tun, was im StandAG bisher nicht festgeschrieben ist.

Endlagerung in Japan

Im Abschnitt Tiefenlager: Aus den Augen… wird ausgeführt, dass Japan sich noch nicht einmal auf die Suche nach einem Endlagerstandort begeben hat. Das widerspricht den Ausführungen in Nuclear Waste Governance, Volume II, siehe auch Beitrag Nuclear Waste Governance – Zweiter von drei Bänden.
Karte Japans mit geologisch geeigneten Regionen für ein Tiefenlager:

  • blassgrün: möglicherweise geeignet,
  • grün: möglicherweise geeignet und zugänglich für den Seetransport (bis zu 20 km von der Küste entfernt),
  • orange: eher ungeeignet (im Radius von 15 km um Vulkane oder in der Nähe aktiver Störungen),
  • grau: eher ungeeignet (Vorkommen von Öl, Erdgas, Kohle und anderer Mineralien).

Salz, Granit oder Ton?

Im Themenkasten Salz, Granit oder Ton? wird Schacht Konrad mit Eisenerzformation klassifiziert. Zwar ist das Wirtsgestein Eisenerz, das Barrieregestein ist aber die darüber liegende Tonschicht. Bei der Asse fehlt die Benennung des Wirtsgesteins, nämlich Salz.

Vergleich mit chemisch toxischen Abfällen fehlt noch

Zwar fehlt noch der Hinweis auf die chemisch toxischen Abfälle. Deren Endlagerung in Untertagedeponien wird nach Deponieverordnung durchgeführt. Die Problematik ist ähnlich wie bei radioaktiven Abfällen. Darauf einzugehen, würde bei einer Einführungsliteratur vielleicht zu weit gehen.

Schwerpunkt liegt auf den gesellschaftlichen Problemlagen

Weiterhin kann noch viel zu naturwissenschaftlichen und technischen Aspekten gesagt werden. Der Schwerpunkt des Buches liegt – wie in der Einleitung betont wird – aber auf den gesellschaftlichen Problemlagen. Zu den anderen Aspekten wird auf Stierstadt (2010). „Atommüll – wohin damit?“ verwiesen. In diesem Buch wird versucht, möglichst neutral naturwissenschaftliches Wissen verständlich zu vermitteln. Im Vorwort des Bandes von Stiertstadt stört dann aber doch ein Satz erheblich:

Während aber für die Treibhausgase noch keine ausgereifte und wirtschaftlich vertretbare Lösung existiert, könnte man das Atommüllproblem praktisch sofort in den Griff bekommen. Alle technischen Voraussetzungen hierfür sind erfüllt, und die Entsorgung der Abfälle wird bezahlbar sein. Es fehlt nur am politischen Willen und Mut, ein geeignetes Konzept durchzusetzen.

Grundlagenliteratur zu geologischen Zusammenhängen fehlt

Allgemein fehlt Grundlagenliteratur zu geologischen Zusammenhängen. Wenn in tiefen geologischen Schichten endgelagert werden soll, dann sollten dafür auch verständliche Unterlagen verfügbar gemacht werden.

Fazit zum Buch

Wenn zur ersten Auflage noch geäußert wurde, dass

nach weiteren zehn Bearbeitungsschritten eine interessante Einführung in die Problematik entstehen könnte,

ist dies schon mit dem Erscheinen der zweiten Auflage gelungen.

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