„Wissensbasis schaffen“? – Die vertane Chance von Potsdam

Profil durch Salzstock Sperenberg aus Stackebrandt (2018). Mehr als nur die Streusandbüchse.

BfE-Berichterstattung

Zur Veranstaltung des BfE in Potsdam erschien ein Internetartikel auf der Internetseite des BfE mit dem Titel Endlagersuche: Wissensbasis schaffen. Doch wodurch wurde eine Wissensbasis geschaffen? Das Video Endlagersuche in fünf Minuten erklärt mit diversen Fehlern kann es nicht gewesen sein.

Die Basis der Endlagerstandortauswahl nach StandAG ist die Geologie

Die Basis der Endlagerung muss nach Vorgaben des StandAG die Geologie sein. Zur Geologie von Brandenburg und Berlin war aber nichts zu sehen oder zu hören. Das ist schon erstaunlich, denn zu diesen beiden Bundesländern gibt es einen recht gut verständlichen und interessanten Film des rbb – Geheimnisse unter märkischem Sand – Bodenschätze in Brandenburg und ein Schulbuch mit dem Titel Mehr als nur ,die Streusandbüchse‘ – Zur Erdgeschichte von Brandenburg und Berlin – siehe auch Beitrag Wo bleibt die Grundlage für Öffentlichkeitsbeteiligung?

BGE zu den öffentlich zugänglichen Geologiedaten und ihre Berichterstattung

Auch die BGE hat es nicht geschafft, öffentlich zugängliche Geologiedaten zu Berlin und Brandenburg den BürgerInnen nahezubringen und in die Zugangstechnik einzuführen. Wie greift man auf die Internet-Angebote des Berliner und des Brandenburgischen geologischen Dienstes zu? Was kann man aus der Bohrdatenbank und den 3D-Modellen entnehmen?
Aber immerhin hat die BGE in ihrer Berichterstattung zu den Infoveranstaltungen in Schwerin und Potsdam kritische Fragen aus dem Publikum und die nicht ganz stimmigen BGE-Antworten erwähnt. So wurde zu den Studien zu Salz, Kristallin und Ton von der BGE gesagt: Diese Karten sind nicht mit Blick auf die Auswahlkriterien erstellt worden, die 2017 im Standortauswahlgesetz formuliert worden sind. Formal juristisch ist das richtig, aber gerade zu der Tonstudie sollte erwähnt werden, dass in der Studie die AkEnd-Kriterien benutzt wurden und die Endlagerkommission diese weitgehend kopiert hat.

Arbeiten zum Untergrund von Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt

Für die fortgeschrittene BürgerIn macht die Arbeit Speicher- und Barrieregesteine im tiefen Untergrund von Brandenburg und Berlin deutlich, dass die BGR auch schon in Kooperation mit den Bundesländern Daten gesammelt und ausgewertet hat.
Diese Chance, den BürgerInnen Basiswissen zu vermitteln, wurden vertan. Man kann nur hoffen, dass bei der Veranstaltung in Magdeburg die Arbeiten zum Untergrund Sachsen-Anhalts erwähnt werden.

Das in Betrieb befindliche Endlager in Sachsen-Anhalt

Weiterhin gehört in die Veranstaltung das schon betriebene Endlager Zielitz. Hierzu stand in einer K+S-Broschüre (siehe auch hier):

Die Lagerstätte des Kaliwerkes Zielitz befindet sich auf der „Scholle von Calvörde”. Sie entstand, wie alle Salzvorkommen der Zechsteinzeit, vor ca. 250 Millionen Jahren durch die Verdunstungsablagerungen eines weiträumigen Binnenmeeres. Die dabei abgesetzten Salzschichten erreichen Mächtigkeiten bis zu 500 Metern und sind von starken wasserundurchlässigen Tonschichten gegen die darüberliegenden Grundwasser-Horizonte abgedichtet. Diese natürlichen Barrieren sind seit Jahrmillionen ein zuverlässiger Schutz gegen Auslaugung. Sie sind gleichzeitig eine entscheidende Voraussetzung für einen langzeitsicheren Deponiebetrieb.

Hier wird also auf die Diversität von geologischen Barrieren abgehoben, was bei der Standortauswahl für ein Endlager für hochradioaktive Abfälle nach StandAG keine Rolle spielt. Das ist umso erstaunlicher, da Diversität und Redundanz in vielen Sicherheitsphilosophien tragende Rollen spielen.

Wissenschaft und Politik müssen erwachsen werden

In der BGE-Berichterstattung wird auch die kritische Frage nach dem politischen Einfluss erwähnt. Dies ist ein sehr wichtiger Punkt, da gerade die erste Endlagersuche – nach den positiven Ansätzen der KEWA – am politischen Einfluss gescheitert ist. Der zweite Anlauf durch den AkEnd erlitt das gleiche Schicksal. Daraus ist nicht viel gelernt worden, denn das StandAG macht die schließliche Entscheidung wieder zu einer rein politischen Veranstaltung, anstatt hier gebundene Entscheidungen einzufordern, wie es in anderen ähnlichen Entscheidungsprozessen üblich ist. Wissenschaft und Politik müssen erwachsen werden und jeweils nur auf dem Gebiet Entscheidungen treffen, für die sie auch die Kompetenz haben.

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