fehlende Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bedingt durch die fehlende Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zum Endlagersuchgesetz kommt immer wieder die bei den Medien beliebte Personaldebatte hoch. So findet sich in der Financial Times Deutschland vom 27.03.2012 ein Artikel mit der Headline Würden Sie diesen Männern ein Endlager abkaufen? Es geht um Michael Sailer, Entsorgungskommission, und Wolfram König, BfS. Es wird versucht, Eignungsprofile der beiden Personen für die Leitung der Endlagersuche zu erstellen. Hintergrundinformationen werden nicht einbezogen, es geht eher um eine oberflächliche Darstellung.
Alpha-Personen?
Als Erstes stellt sich doch die Frage: Werden Alpha-Personen im Bereich der Endlagerung überhaupt gebraucht? Sind sie nicht eher schädlich, wenn wirklich Bürgerbeteiligung beabsichtigt ist. Alpha-Personen neigen zu Brüllattacken und dazu, sich selbst als die größten Strategen zu sehen. Teamarbeit wird damit ausgeschlossen oder über Gebühr erschwert. Bei einer wissenschaftsbasierten Endlagersuche ist das sehr hinderlich.
Zielführender erscheint eine Organisation durch Inhalte, das heißt gebraucht werden objekt- statt autoritätsorientierte Managementpraktiken. Siehe dazu Knorr Cetina, K.(2002). Wissenskulturen – Ein Vergleich naturwissenschaftlicher Wissensformen, S. 242.
Vertrauen
Es geht ja bei der Endlagersuche nicht um die Kaufentscheidung zu einem Staubsauger, sondern um eine langfristig tragbare Entscheidung, die über die Schaffensperiode von Personen, die sich jenseits des 50. Lebensjahres befinden, weit hinausgeht. Es müssen nicht Personen, sondern Institutionen profiliert werden, die langfristig Vertrauen aufbauen und erhalten können. Die Spitzen dieser Institutionen sollten – wie bei anderen Leitungsposten üblich – spätestens alle sieben Jahre gewechselt werden. Nur so kann sich Vertrauen in Institutionen entwickeln.
Angebliche Vorteile
Nach dem Artikel hat Michael Sailer den Startvorteil, ein Konzeptpapier für Baden-Württemberg geschrieben zu haben. Wer dieses Papier wirklich liest, kommt da schnell zu einer anderen Meinung. Für Wolfram König spreche die Bürgerbeteiligung im Fall der Asse. Wer sich Bürgerbeteiligungsverfahren ansieht, wird zu der Ansicht kommen, dass es bei der Asse nicht um Bürgerbeteiligung geht. Siehe zum Beispiel hier dritter Absatz.
getrennte Institutionen für Wissenschaft, Vorhabenträgerschaft und Genehmigung
Wichtiger als Personen sind in ihren Aufgabenbereichen gut abgestimmte Institutionen, die sich gegenseitig und transparent überwachen. Nur so ist Bürgerbeteiligung langfristig möglich. Die vorgesehene Rollenhäufung beim Bundesinstitut für Endlagerung ist nicht akzeptabel. Gebraucht werden drei getrennte Institutionen für Wissenschaft, Vorhabenträgerschaft und Genehmigung.