Die 3D-Modelle der Länder
Schon frühzeitig haben die Staatlichen Gelogischen Dienste (SGD) bei der Planung der unterirdischen Raumnutzung 3D-Modelle als Werkzeug entdeckt – siehe Unterirdische Raumnutzung…. Die BGE hat jetzt zur Standortsuche ebenfalls die 3D-Modelle entdeckt – siehe NBG: Die Wiederentdeckung der 3D-Modelle der Bundesländer. Dies wurde auch auf der BGE-Tagung in Braunschweig betont.
Entwurf des Geologiedatengesetzes
Im Entwurf des Geologiedatengesetzes (GeolDG) wird zu den 3D-Modellen Folgendes geregelt (§ 34 Abs. 4 Satz 4):
Für staatliche 3D-Modelle des Untergrunds, die über nichtstaatliche Fachdaten oder nichtstaatliche Bewertungsdaten Aufschluss geben könnten, ist davon auszugehen, dass die Voraussetzungen der Absätze 1 [überwiegendes öffentliches Interesse an Fachdaten und nachgeforderten Fachdaten] und 2 [überwiegendes öffentliches Interesse an Bewertungsdaten] erfüllt sind, wenn die 3D-Modelle für die Suche und Auswahl eines Standortes zur Endlagerung von hochradioaktiven Abfällen erforderlich sind. Im Fall des Satzes 4 ist Absatz 3 [Pflicht zur Anhörung] nicht anzuwenden.
Eigentlich war es vorgesehen, dass die Bundesländer die Rohdaten an die BGE liefern und die Bundesgesellschaft die Daten auswertet. Man geht – wohl richtigerweise – jetzt offensichtlich davon aus, dass die 3D-Landesmodelle keine landespolitischen Komponenten enthalten.
3D-Modelle im Internet – zum Üben
Im neuen Internetauftritt der SGD wird auf die 3D-Modelle verwiesen und teilweise öffentlich zugänglich gemacht. Da der Zwischenbericht Teilgebiete zu wesentlichen Teilen darauf aufbauen wird, kann man schon einmal den Umgang damit lernen – zum Beispiel am 3D-Modell des Landes Brandenburg.
Zum Beispiel das 3D-Modell des Landes Brandenburg
Begrüßt wird man mit folgendem Hinweis:
Das auf den folgenden Seiten dargestellte 3D Modell basiert im Wesentlichen auf Erkundungsdaten der 1960er bis 1980er Jahre. Die Originaldaten stammen aus dem Archiv der Firma ENGIE E&P Deutschland GmbH mit Sitz in Lingen und können über diese bezogen werden. Das Modell zeigt eine mögliche Interpretation dieser Daten in regionalem Maßstab (etwa 1:100.000). Die Modelldaten und aus diesem Modell abgeleitete Aussagen können daher nicht auf konkrete Standorte und lokale Fragestellungen angewendet werden. Seit 05/2018 ist das Archiv im Besitz der NEPTUNE ENERGY.
Dieser Hinweis ist wohl darauf zurückzuführen, dass es um die Veröffentlichung des Modells eine juristische Auseinandersetzung gab und die ursprüngliche Version zurückgezogen werden musste.
Bohrungen im 2D Mapviewer
Schließt man diesen Hinweis mit x, so stehen einleitend Informationen zur Verfügung. Dann sollte man nicht den Fehler machen, gleich auf den Button 3D Earthviewer zu klicken. Beginnen wir mit dem 2D Mapviewer. Hier kann man sich die Bohransatzpunkte und die reflexionsseismischen Profillinien darstellen lassen – Auswahlmenü rechts Themen.
Vergleicht man zum Beispiel die Bohransatzpunkte im 2D Mapviewer (links) mit denen in der Bohrpunktekarte Deutschland (rechts), so stellt man große Differenzen fest. Worauf ist das zurückzuführen? Weil nur die NEPTUNE ENERGY-Daten verwendet wurden, weil nur Bohrungen mit einer Mindestteufe verwendet wurden, …?
Schichtenverzeichnisse?
Doch bleiben wir im 2D Mapviewer. Wählt eine bestimmte Bohrung an, erhält nicht das Originalschichtenverzeichnis.
Gezeigt ist hier das Profil der gut 4000 m tiefen Bohrung E Gwd 1h/75. Dargestellt werden stratigrafische Horizonte (Ablagerungszeitalter) mit der Anmerkung:
Das dargestellte Profil basiert auf den Daten des 3D Modells. Schichtgrenzen in Bohrprofilen wurden anhand reflexionsseismischer Horizonte bestimmt. Es handelt sich nicht um Originaldaten. Diese können über die Fa. ENGIE E&P Deutschland GmbH mit Sitz in Lingen bezogen werden.
Wohl auch eine Folge der juristischen Auseinandersetzung. Für die Endlagersuche sind aus der Stratigrafie die lithologischen Gesteinseigenschaften zu entwickeln.
Virtuelle Bohrungen und Profile
Interessante Werkzeuge verbergen sich hinter folgenden Symbolen (virtuelle Bohrung: links/ virtuelles Profil: rechts):
Mit dem Werkzeug virtuelle Bohrung kann an jedem beliebigen Punkt der Karte durch einen Klick ein Profil an dieser Stelle erzeugt werden. Mit dem Werkzeug virtuelles Profil kann man mit einem Klick einen Anfangspunkt auf der Karte definieren, zu einem zweiten Punkt ziehen und mit Doppelklick eine Profillinie definieren. Umgehend wird der Profilschnitt in 3-facher Überhöhung dargestellt.
Zum Beispiel zeigt das Profil Dallgow-Döberitz->Berlin Hbf Hinweise auf das Salzkissen Spandau (Top Zechsteinsalinar).
Der 3D Earthviewer
Geht man in den 3D Earthviewer, so stehen weitere Werkzeuge zur Verfügung wie zum Beispiel Überhöhung. Wählt man hier einen relativ hohen Wert, wählt als Themen am rechter Bildschirmrand Bohrungen und Top Zechsteinsalinar und kippt die Darstellung durch Bewegen der Mouse mit gedrückter Taste, so erhält man zum Beispiel folgendes Bild.
Auch hier sieht man das Salzkissen Spandau. Die 3D-Darstellung führt aber leicht zu Verwirrungen, wenn man mehrere stratigrafische Formationen anwählt. Da ist die 2D-Profildarstellung schon einfacher zu interpretieren.
Zwischenbericht Teilgebiete mit 3D-Drucken?
Nach Aussage der BGE sollen für den Zwischenbericht Teilgebiete grafische Darstellungsmöglichkeiten angeboten werden, aber weniger in 3D-Darstellung. Das ist durchaus vertretbar, da solche Bilder schnell verwirrend sind. Im Zeitalter der 3D-Drucker sollte es aber möglich sein, zu jedem Teilgebiet und beliebigen Ausschnitten 3D-Drucke von den potenziellen Endlagergesteinen zur Verfügung zu stellen.
Beweisfestigkeit?
Hier stellt sich jedoch die Frage, ob man mit juristischen Gepflogenheiten in Konflikt kommt. Erinnert sei, dass sich das BfS beim Erörterungstermin zum Zwischen- und Endlager Morsleben (ZERAM) im Jahr 2011 weigerte, anhand von Grafiken Sachverhalte zu erläutern, obwohl Hard- und Software sowie Daten/Bilder zur Verfügung standen. Begründet wurde das damit, dass allein das Wortprotokoll beweisfest sei. Hier stehen Transparenz und Rechtsetzung im Widerspruch.
Eine Aufgabe für TRANSENS
Hier gibt es für TRANSENS eine lohnende Aufgabe. In der Vorhabenbeschreibung ist das schon angelegt (S. 62):
Zur Nachvollziehbarkeit und Transparenz des Entsorgungsprozesses wird eine virtuelle Multimediawerkstatt eingerichtet, die ein kollaboratives Arbeiten und Austausch ermöglicht sowie Visualisierungen und andere Informationsdesigns für den transdisziplinären Austausch entwickelt; dabei werden Wissensbestände geprüft und katalogisiert und die Auswirkungen solcher Maßnahmen evaluiert (Schnittstelle zu TAP HAFF und TRUST, Kooperation mit CAU-IFI und TUBS-iBMB).