Langzeit-Sicherheits-Nachweis
In der Endlagerdiskussion spielt der Begriff Langzeitsicherheitsnachweis eine wesentliche Rolle. Er signalisiert Sicherheit und Geborgenheit, was aber im Zusammenhang mit der Endlagerung radioaktiver Abfälle fehl am Platze ist.
Der Euphemismus „Nachweis“
Der Begriff Langzeitsicherheitsnachweis ist als doppelter Euphemismus zu bezeichnen. In der Fachliteratur wird dafür der Begriff Safety Case verwendet – siehe Baltes, B. und K.-J. Röhlig (2009). „Das Konzept des Safety Case ….“ in: atw 54(7): 450-455. Die Eindeutschung mit Langzeitsicherheitsnachweis ist irreführend. Eher trifft der Begriff Langzeitsicherheitsargumentation zu. „Nachweis“ ist somit der erste Euphemismus. Das hat auch das BfS inzwischen begriffen – siehe …Das BfS lernt endlich dazu.
Der Euphemismus „Sicherheit“
Auch der Begriff Sicherheit ist falsch gewählt. Schon Niklas Luhmann hat in seiner Soziologie des Risikos „Sicherheit“ als Leerbegriff bezeichnet – siehe auch Pietsch, C.(2001). Zum Risikobegriff in der Systemtheorie Niklas Luhmanns. Es gibt grundsätzlich keine Sicherheit, es gibt nur größeres und kleineres Risiko.
Die Euphemismen „Toleranzrisiko“ und „Akzeptanzrisiko“
Im Zusammenhang mit dem Risikokonzept des Ausschusses für Gefahrstoffe (AGS) für krebserregende Arbeitsstoffe werden die Begriffe „Toleranzrisiko“ und „Akzeptanzrisiko“ verwendet. Auf einer Veranstaltung zum AGS-Konzept hat Valerie Wilms, MdB der GRÜNEN, deutlich gemacht, dass für eine Kommunikation mit der Öffentlichkeit diese als Euphemismen anzusehenden Begriffe umbenannt werden sollten. Ihr Vorschlag: „Gefahrenwert“ und „Vorsorgewert“.
Vermeidung von Euphemismen bei der Endlagerdiskussion
Zwar sind solche Begrifflichkeiten im wissenschaftlichen Bereich akzeptabel und auch üblich. Sie werden in der Regel vor dem Gebrauch definiert, und Missverständnisse können so vermieden werden. Wenn aber die Diskussion den öffentlichen Raum erreichen oder sogar im Wesentlichen in diesem ablaufen soll, sind solche missverständlichen Begrifflichkeiten zu vermeiden. Dadurch werden unter Umständen Emotionen angesprochen, die dann weite Strecken der Kommunikation begleiten. Ein Paradebeispiel ist der Begriff „Eignungshöffigkeit“, der im Zusammenhang mit dem Erkundungsstandort Gorleben gern benutzt wird/wurde.
Bei der neuen bundesweiten Endlagersuche sind solche Euphemismen zu vermeiden. Es sollte nicht von Langzeitsicherheitsnachweis, sondern zum Beispiel von Langzeitrisikoargumentation gesprochen werden.