Notwendige Abdichtbauwerke im Altbergwerk
Das Stilllegungskonzept des ERAM basiert im Wesentlichen auf der Erstellung von zahlreichen Abdichtbauwerken. Das ist eine Konsequenz der Tatsache, dass das ERAM ein ehemaliges Gewinnungsbergwerk mit vielen Strecken und Kammern ist und die radioaktiven Abfälle verstreut in mehreren Bereichen auf der untersten Sohle eingelagert wurden. Im Jahr 1997 wurde sogar noch mit der Endlagerung im bis dahin noch nicht genutzten Ostfeld begonnen, was durch die Betriebsgenehmigung nicht eindeutig abgedeckt war.
Forschungs- und Entwicklungsbedarf
Für die Herstellung von solchen Abdichtungen mit hohen Anforderungen, wie sie bei einem Endlager zu fordern sind, scheint noch erheblicher Forschungs- und Entwicklungsbedarf zu bestehen. Aufschluss darüber gibt zum Beispiel der GRS-Bericht Nr. 267.
Altes Problem: Überschusswasser
Schon bei der vorgezogenen Verfüllung mit Salzbeton zur mechanischen Stabilisierung im Zentralteil ab 2003 gab es Komplikationen, man hatte die Technik nicht im Griff. Eigentlich war vorgesehen, dass der Salzbeton so eingebaut wird, dass kein Wasser in das übrige Bergwerk läuft. In der Praxis traf das nicht zu:
In der Anfangsphase des Verfüllbetriebs waren bei der Salzbetonherstellung die exakte Wasserdosierung und damit die Einstellung einer geeigneten Salzbetonkonsistenz noch nicht zuverlässig möglich. In den Verfüllkammern sonderte sich daher unerwartet viel Überschusslösung vom eingebauten Salzbeton ab. Die Lösung wurde nicht wieder vom Beton aufgenommen, sondern lief teilweise durch angrenzende Grubenbaue zu darunter liegenden Sohlen ab.
Laumert, G. (2008). „Pumpversatz mit Salzbeton zur Sicherung eines Grubenteils des Endlagers für radioaktive Abfälle Morsleben.“ in: Glückauf 144(1/2): 26-33.
Intransparenz des BfS
Beim Erörterungstermin wurde die Herstellung der Abdichtungen problematisiert und es wurde allgemein nach konkreten Praxisversuchen gefragt (Wortprotokoll Seite 3-3ff). Die anfängliche Antwort des BfS war:
Dieses wird zurzeit im Hinblick auf seine Eigenschaften untersucht. Weiterhin sind geplant Versuche für ein Abdichtbauwerk aus Magnesiabeton, Versuche für die Schachtabdichtungen und es sind Versuche für Bohrlochabdichtungen durchgeführt worden.
Verschwiegen wurde vorerst, dass bereits ein Versuch mit sogenanntem Magnesiabeton durchgeführt worden war – und gescheitert war. Entgegen den öffentlichen Bekenntnissen des BfS zu Offenheit und Transparenz wurde dies aber erst im weiteren Verlauf des Erörterungstermins nach einer direkten Nachfrage nach „Bleicherode“ zugegeben:
Ja, es hat einen Versuch in Bleicherode gegeben. Zu den nicht erfreulichen Ergebnissen dieses Versuchs wird Herr xxxx berichten.
Akteneinsicht verhinderte Verschweigen
Diese Nachfrage war nur möglich, weil bei Akteneinsicht vor dem Erörterungstermin EinwenderInnen auf den Fehlversuch in Bleicherode stießen. Interessant wird es im Laufe der nächsten Jahren sein, was noch alles verschwiegen worden ist!?
Magnesiabeton wird an den Stellen benötigt, wo sich nicht durch Fließbewegungen des Salzes die Randzone zwischen Abdichtung und umgebenden Gestein geschlossen wird. Dies ist im sogenannten Anhydrit der Fall, der als sprödes Gestein solche Fließeigenschaften nicht zeigt. Das Problem tritt bei der Abdichtung des oben genannten Ostfeldes auf. Man geht davon aus, dass Magnesiabeton beim Abbinden quillt und so Spalten im Randbereich zuverlässig verschließt.
Technikumsversuch war bereits fragwürdig
Schon beim Versuch im Technikumsmaßstab zeigten sich nicht eindeutig positive Ergebnisse, auf Seite 42 ist zu lesen:
Nach dem Abklingen der exotherm verlaufenden Abbinderreaktion und dem Abschalten der Begleitheizung (hierdurch wurde der in einem großen massigen Bauwerk länger anhaltende Temperatureffekt simuliert) nähert sich der Quelldruck beim DBM 2 bis zum Versuchsende einem nahezu konstanten Niveau mit den Werten von ca. 23 bar an den Seiten (Kennung „rechts, links“) und von ca. 7 bar oben. Einen Grund, warum der obere Messgeber nur 7 bar angezeigt hat bzw. ob dieser defekt war, konnte nachträglich nicht geklärt werden.
Sowohl die Quelldruckversuche im Labor als auch die Ergebnisse des Technikumsversuchs weisen darauf hin, dass der erforderliche Quelldruck von ca. 10 bar an dem zu errichtenden Bauwerk erreicht werden kann. Aufgrund der geringen Datenbasis sind weitere Versuche zur Absicherung des Quelldruckaufbaus und seines Erhalts vorgesehen.
Planfeststellungsantrag des BfS als Schnellschuss
Auf dieser schwachen Basis fußt der Planfeststellungsantrag des BfS. Der gescheiterte Versuch in Bleicherode zerstörte diese Basis vollends. Das BfS weigerte sich auf dem Erörterungstermin, die vorliegenden aktuellen Ergebnisse zu veröffentlichen, sondern stellte einen vollständigen Versuchsbericht in Aussicht. Dieser ist aber immer noch nicht auf der BfS-Internetseite zu finden. Ist er vielleicht irgendwo versteckt? Inzwischen gibt es jedoch wenigstens einen kleinen Hinweis hier im vorletzten Absatz.
Wenn das Endlager Morsleben wirklich mit der im Planfeststellungsantrag geschilderten Qualität verschlossen werden soll, muss noch viel Forschungs- und Entwicklungsarbeit in die Abdichtungen gesteckt werden.
Altbergwerke ungeeignet
Allgemein wird hier klar, dass es unverantwortlich ist, radioaktive Abfälle in alten Bergwerken endlagern zu wollen. Hier besteht die Gefahr, dass die natürlichen geologischen Barrieren geschädigt wurden. Künstliche Barrieren können diese nicht ersetzen. Morsleben zeigt hier auf, was auch bei der Asse und bei Konrad problematisch ist.