Altes Problem – Hoffnung durch neuen Minister?

Endlager – Person eines Ministers?

Ist eigentlich das Vorgehen in einer Sache, die die nächsten 10 Millionen Jahre Bestand haben soll, von der Person eines Ministers abhängig zu machen? Bei der Betrachtung der Zeitmaßstäbe sollte man eigentlich diese Frage mit einem deutlichen Nein beantworten.

Politik – pluralistische Forschung

Bundesdeutsche Realität ist aber, dass zurzeit die Endlagerfrage allein der Politik überlassen worden ist, eine souveräne Scientific Community gibt es nicht. Wirkliche pluralistische Forschung findet zu dieser Problematik leider nicht statt. Das Geld und damit die wenig innovativen Ideen kommen immer aus der gleichen Richtung.

Bürgerdialog statt Feilschen um juristisches Machwerk

Vielleicht sollte der neue Umweltminister dieses bei den weiteren Verhandlungen mit den Bundesländern im Hinterkopf behalten. Die Verhandlungsrunde sollte erweitert und öffentlich gemacht werden. Ein erster Schritt wäre die zeitnahe Veröffentlichung der Protokolle statt des taktisch gesteuerten Durchsickernlassens.  Ziel muss ein Bürgerdialog sein. Im politischen Hinterstübchen ist das Problem Endlagerung durch das Feilschen um ein juristisches Machwerk – genannt Endlagersuchgesetz – nicht zu lösen. Damit kommt man nur zu solch verqueren Fragen wie, ob Gorleben dabei ist oder nicht?

USA als Beispiel?

Als Anfangsliteratur sollte sich der Minister mal die Entwicklung der Endlagerfrage in den USA ansehen. Einen ersten Einstieg gibt es in Lennartz, H.-A., C. Mussel (2002). Beteiligung der Öffentlichkeit bei der Standortauswahl für die Endlagerung radioaktiver Abfälle – Abschlussbericht. Dieser Bericht war unter dem Link des AkEnd zu erhalten. Leider geht vieles Wichtige verloren, deshalb hier eine Kopie. Zu lesen ist die tabellarische Zusammenfassung auf den Seiten 58 bis 63.

Multiattribute Utility Analysis

Als Zweites ist zu empfehlen Merkhofer, M. W. und R. L. Keeney (1987). „A Multiattribute Utility Analysis of Alternative Sites for the Disposal of Nuclear Waste.“ in: Risk Analysis 7(2): 173-194. Eine Kopie kann zu privaten Zwecken gern zur Verfügung gestellt werden. Die Langfassung ist bei energy.gov abrufbar.

Rückbesinnung auf komparative Methodik

Nun hat sich die Bundesregierung ja endlich nach 35 Jahren wieder auf einen komparativen Ansatz bei der Endlagersuche zurückbesonnen. Was dieses impliziert, gibt recht gut der oben genannte Artikel wieder. Es ist wohl einzusehen, dass eine solche rationale und damit komparative Endlagersuche nicht mit einem Gesetzesansatz, wie er bisher in die Öffentlichkeit durchgesickert ist, reguliert werden kann. Und eine Eignungsaussage zu Gorleben ist methodisch vollkommen fehl am Platze. Soweit zur Argumentation des Deutschen Atomforums. Leider findet sich im Programm der Endlager-Tagung in der Evangelischen Akademie Loccum Anfang Juni auch keine Methodendiskussion, die auf Wissenschaftsforschung und Erkenntnistheorie aufbaut.

Zum Schluss der Trost

Der einzige Trost ist, dass in den USA auch der Fehler gemacht worden ist, das Endlagerfeld allein der Politik zu überlassen. Ein Vorankommen ist auch dort in den nächsten Jahrzehnten wohl nicht zu erwarten. Dieser Trost zeigt aber stark fatalistische Züge.

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