Die „Weiße Landkarte“ und der „Gorlebener Weckruf“

„Weiße Landkarte“

In fast jeder Äußerung von ParteipolitikerInnen zur Endlagersuche kommt inzwischen der Begriff der „Weißen Landkarte“ vor. So zum Beispiel im Interview mit Herrn Trittin:

Konsens zwischen den Ländern war von Beginn an, dass es eine weiße Landkarte gibt, dass es also keine Vorfestlegungen gibt und dass kein Standort ausgeschlossen wird.

Das ist eine parteipolitische Illusion, die immer wieder genutzt wird, um sich nicht der regionalen Diskussion stellen zu müssen. Es wird so getan, als ob das sich in Geheimverhandlungen  befindliche Endlagersuchgesetz alle Bundesbürger und damit keinen treffen könnte.

„Gorlebener Weckruf“

Dagegen wendet sich der „Gorlebener Weckruf“. Denn die geologische Landkarte von Deutschland, die bei der Endlagersuche eine entscheidende Rolle spielt, ist keineswegs weiß. Die Geologie trifft durchaus regionale Vorfestlegungen und führt zu Ausschlussgebieten.

Die bunte Geologie Deutschlands

Neben den einschlägigen wissenschaftlichen Arbeiten der BGR älteren Datums

  1. Bräuer, V., M. Reh, et al.(1994). Endlagerung stark wärmeentwickelnder radioaktiver Abfälle in tiefen geologischen Formationen Deutschlands – Untersuchung und Bewertung von Regionen in nichtsalinaren Formationen.
  2. Kockel, F., P. Krull, et al.(1995). Endlagerung stark wärmeentwickelnder radioaktiver Abfälle in tiefen geologischen Formationen Deutschlands – Untersuchung und Bewertung von Salzformationen.
  3. Hoth, P., H. Wirth, et al.(2007). Endlagerung radioaktiver Abfälle in tiefen geologischen Formationen Deutschlands Untersuchung – Bewertung von Tongesteinsformationen.

sind auch die neuen Aufarbeitungen der Geologie Deutschlands im Projekt

mit dem Hinblick auf Endlagerung einzubeziehen. Um von der Monopolstellung der BGR loszukommen, sollten auch die geologischen Ämter der Bundesländer mit ihrer pluralistischen Fachkompetenz einbezogen werden.

BMWi-Zusammenfassung ohne Kristallinregionen

Im „Gorlebener Weckruf“ wird eine Karte aus

präsentiert. Nicht erwähnt wird, dass es sich nicht um eine wissenschaftliche Studie mit Nennung der Autoren, sondern um eine vermutlich vom BMWi geforderte Zusammenfassung handelt. Auffallend ist das Fehlen der Kristallinregionen, was mit folgendem Satz begründet wird:

Die Kristallinvorkommen Deutschlands sind ausgewiesen und geologisch kartiert. Aus den bisherigen Bergbauerfahrungen und geologischen Befunden geht hervor, dass in Deutschland homogene und ungeklüftete Bereiche im Kristallin in einer für die Errichtung eines Endlagerbergwerkes notwendigen räumlichen Ausdehnung nicht zu erwarten sind.

Kristallinregionen einbeziehen

Dem schließen sich offensichtlich die Wissenschaftler der BGR nicht an, denn im Übersichtsartikel

  • Bräuer, V. (2011). “Die Geowissenschaften als Schlüssel zur sicheren Endlagerung radioaktiver Abfälle.” in: GMIT 2011(43): 6-14.

werden auch die Kristallinvorkommen weiterhin einbezogen (siehe auch hier).

Kristallingesteine haben einen großen Vorteil. Sie sind auch gegen massive Eiszeitereignisse stabil. Der „Gorlebener Weckruf“ sollte sich also auch an die Kristallinregionen in Bayern, Sachsen und Sachsen-Anhalt richten.

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