Gespräch in Sottrum
Wie der Kreiszeitung zu entnehmen ist – Informationen zur Endlagersuche: Deutschland als weißer Fleck -, fand in Sottrum ein Gespräch der BGE mit Vertretern der Politik, Umweltverbänden und Bürgern statt. Auslöser waren die Aussagen von .ausgestrahlt zum Salzstock Taaken, die aus der Salzstudie der BGR von 1995 stammen. Aus der Kreiszeitung:
Kanitz äußerte sich ambivalent über das Wirken von „ausgestrahlt“. Einerseits sorge die Initiative für eine öffentliche Aufmerksamkeit, wie sie die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) in ihrem Bestreben nach Transparenz derzeit kaum bekommen würde, andererseits trage sie zu Verunsicherung unter den Bürgern bei. „Ausgestrahlt“ beruft sich auf veraltete und vergleichsweise wenige Daten, sagte der stellvertretende Vorsitzende der BGE-Geschäftsführung.
Stellungnahme des BfE zu den Aktivitäten
Dem ist gegenüberzustellen die Stellungnahme des BfE zu den Aktivitäten von .ausgestrahlt – siehe Stellungnahme zum Stand der Endlagersuche, darin
In öffentlichen Diskussionen nennen einzelne Initiativen angebliche Standorte für ein mögliches Endlager unter Bezug auf bekannte geologische Karten. Dies hat insbesondere in einigen Regionen Norddeutschlands zu Verunsicherungen geführt. Das Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit reguliert und beaufsichtigt die Suche nach einem Endlagerstandort für hochradioaktive Abfälle und ordnet derartige Aussagen wie folgt ein:..
Positive Seite der .ausgestrahlt-Aktivitäten
Die BGE sieht, im Gegensatz zum BfE, auch die positive Seite der .ausgestrahlt-Aktivitäten. Und es wäre eigentlich mehr die Aufgabe des BfE, dies zu betonen, denn dieses Amt soll nicht nur die Suche regulieren und beaufsichtigen, sondern die Öffentlichkeit beteiligen.
Spannende Informationen für die Bevölkerung
Dazu gehört, die Aufmerksamkeit der Bevölkerung zu vergrößern und über die Suchproblematik grundlegende Informationen zu verbreiten. Also müssen die Informationen spannend sein und sich an konkrete Diskussionen in der Gesellschaft anknüpfen. Pauschales Abbügeln nach der Art
Das Stichwort „geologische Karten Deutschland“ erzielt bei Internet-Suchmaschinen in Sekundenschnelle über sechs Millionen Treffer.
ist da kontraproduktiv.
Veraltete Daten – aber die Geologie ändert sich nicht so schnell
Die BGE betont, dass die Daten veraltet wären. Dagegen steht, dass die Geologie sich nur sehr langsam ändert, weshalb ein Endlager in tiefen geologischen Schichten geplant ist.
Die Daten zu Taaken 1969 und 1989/90
Genau hier in Taaken kann dazu einiges gesagt werden. Die Salzstruktur Taaken ist beschrieben in der Salzstudie im Anhang S. 46 f. (PDF-Seite 118 f.). Aufgabe des BfE wäre es, hier die einzelnen Informationen zu erläutern und gegebenenfalls auf Entwicklungen seit 1995 einzugehen. Genau das ist in der Salzstudie zu Taaken in Abbildung 4 exemplarisch geschehen, indem die Auswertungen der seismischen Messungen von 1969 denen von 1989/90 gegenübergestellt wurden.
Dazu im Text auf Seite 22:
Dieses umfangreiche neue Datenmaterial sowie in den vergangenen 10 Jahren neu gewonnene grundsätzliche Erkenntnisse über den Bau und das Bewegungsmuster der Strukturen in Nordwestdeutschland (z. B. Beeinflussung der Salzstockmorphologie durch die santonen kompressiven Inversionsvorgänge, die Erkenntnisse des Auftretens von Zechstein-Salzkeilen im Nebengebirge etc.) führte in den meisten Fällen zu neuen und z. T. abweichenden Erkenntnissen über die Salzstockmorphologie und damit auch zu einer neuen Bewertung ihrer Eignung. Die moderne, hochauflösende Reflexionsseismik ermöglichte darüber hinaus eine Präzisierung der Morphologie der Salzstockflanken unter den meist großen Überhängen (Abb. 4). Die Salzkörper unterhalb der Überhänge sind im allgemeinen wesentlich schmaler als bislang angenommen. Diese Befunde konnten in Einzelfällen durch moderne Tiefbohrungen abgesichert werden, die im zentralen Teil des Salzkörpers angesetzt waren und in der Tiefe wieder in das Nebengebirge gerieten.
Das wäre spannend, nicht nur für Taaken
Wo sind die Aussagen des BfE zum Vergleich der Erkenntnisse von 1995 und 2019? Wenigstens exemplarisch zum Beispiel am Standort Taaken. Das wäre sehr spannend, nicht nur für Taaken.
BfE als für die Öffentlichkeitsbeteiligung zuständige Institution
Zu Salzstrukturen gibt es durchaus neuere Erkenntnisse. Wer die Arbeit der AG 3 der Endlagerkommission verfolgt hat, dem ist bekannt, dass dazu ein mehrjähriges Forschungsprogramm gelaufen ist – InSpEE. In diesem Projekt hat sich zum Beispiel herausgestellt, dass die AkEnd-Einstufung für Salzstöcke (große ovale Strukturen = günstig, kleine rundliche bzw. schmale gestreckte Strukturen = weniger günstig) nicht mehr haltbar ist.
Ganz abgesehen davon wurden auch die flachen Salzlagerungen erstmals intensiv bearbeitet, dazu die Projekte BASAL und KOSINA (beide von der BGR-Internetseite verschwunden). Teilberichte sind verfügbar: BASAL und KOSINA.
Die BGE hat den Auftrag, Deutschlands Geologie weiß zu übertünchen und dann mit neu gesammelten Daten wieder einzufärben. Das BfE sollte als Regulierungsbehörde die bisher vorliegenden Daten benutzen, um zu sehen, ob die BGE zu ähnlichen Ergebnissen kommt. Wenn nicht, ist zu klären, was die konkreten Gründe sind.
Das BfE als für die Öffentlichkeitsbeteiligung zuständige Institution darf sich an dem Weißtünchen nicht beteiligen, wenn interessierte BürgerInnen geologische Informationen benötigen. Das Abducken mit juristischer, administrativer und politischer Argumentation ist dabei kontraproduktiv. Deshalb ist auch das Fachgebiet SV 5 Öffentlichkeitsbeteiligung als Teil der Abteilung SV Standortauswahlverfahren organisatorisch fehlplatziert.