Herr Kudla kommt zu Wort
In der Sächsischen Zeitung kommt in einem Artikel mit der Überschrift Endlager für Atommüll im Kreis Bautzen? Univ.-Prof. Dr.-Ing. Wolfram Kudla von der Technischen Universität Bergakademie Freiberg zu Wort. Es wird die Frage erörtert, mit welcher Wahrscheinlichkeit der Kreis Bautzen zum Endlagerstandort werden kann?
Reihenfolge Salz, Ton und Kristallin
Herr Kudla führt aus, dass er Steinsalz als das beste, Tongestein als zweitbestes und Kristallin als drittbestes Wirtsgestein ansieht. Bei Bautzen ist Kristallingestein von der BGE als günstig eingestuft. Kudla betont die Festigkeit des Kristallins, so dass große Hohlräume auch in größerer Tiefe geschaffen werden können. Die Klüftigkeit führt aber zu erheblichen Abstrichen:
Deshalb wäre es in kristallinem Wirtsgestein unbedingt erforderlich, dass ein mehrere 100.000 Jahre dichter Abfallbehälter verwendet wird. Ein solcher Behälter ist aber bisher in Deutschland nicht entwickelt worden.
Behälter unbedingt erforderlich?
Herr Kudla war Mitglied der Endlagerkommission und hat auch mit beraten in der AG 3, die sich um die geowissenschaftlichen Belange gekümmert hat. Er sollte es deshalb besser wissen. Ein kurzer Blick in das Standortauswahlgesetz führt weiter – § 23 Abs. 5 Punkt 1, letzter Teilsatz:
…dass der einschlusswirksame Gebirgsbereich aus Gesteinstypen besteht, denen eine Gebirgsdurchlässigkeit kleiner als 10-10 m/s zugeordnet werden kann; die Erfüllung des Kriteriums kann auch durch den Einlagerungsbereich überlagernde Schichten nachgewiesen werden;
Es muss also kein Behälter verwendet werden. Es kann auch eine dichte Schicht über dem Kristallingestein gesucht werden.
Eindimensionalität hat Methode
Diese Eindimensionalität hat Methode, die sich durch die gesamte Arbeit der Endlagerkommission hindurchzog. Es ging fast ausschließlich um Endlagerung in Salz, Ton oder Kristallin – siehe auch Beitrag Eindimensionales Endlagerdenken und periodische Sicherheitsüberprüfung bei Endlagern. Es wurden keine Gedanken darauf verschwendet, Kombinationen von Gesteinen zu diskutieren.
Diversität als Anforderung in technischen Sicherheitsphilosophien
Alle Hinweise von endlagerdialog.de auf die Möglichkeit, Diversität durch solche Gesteinskombinationen zu erlangen, wurden vom Tisch gewischt. Dabei ist Diversität eine zentrale Anforderung in den meisten technischen Sicherheitsphilosophien – siehe Sicherheitsgurt, Airbag und Knautschzone.
Nur an einer Stelle wurden Gesteinskombinationen betrachtet
Nur an einer Stelle, verursacht durch die Arbeit Schreiber, U., T. Ewert, et al.(2015). Geologische Potentiale zur Einlagerung von radioaktiven Abfallstoffen unterhalb von stratiformen Salzformationen – Konzeptstudie für ein alternatives Endlagermodell, wurde eine Gesteinskombination, in diesem Fall Salz über Kristallin, diskutiert. Darauf geht die oben genannte Regelung im StandAG zurück.
Hoffnung auf das lernende Standortauswahlverfahren
Dass Herr Kudla dieses wieder ausgrenzt, ist schon erstaunlich. Man kann nur hoffen, dass im Standortauswahlverfahren im Sinne des lernenden Verfahrens die sinnvolle Kombination von Gesteinen intensiv betrachtet wird. Ob Salz über Kristallin hier das Optimum ist, ist aufgrund der Wasserlöslichkeit des Salzes fraglich. Von der geologischen Genese unter Bedingungen in Deutschland könnte eine Suche nach Ton über Salz über Kristallin durchaus erfolgreich sein, wobei bei der Tonschicht der Einfluss von Eiszeiten zu berücksichtigen wäre. Wer sucht, der findet!
Herr Kudla zu Gorleben
Im oben genannten Interview macht Herr Kudla auch eine Aussage zu Gorleben:
Auch zu Gorleben gab es sehr interessante Veranstaltungen. Erinnert sei immer wieder an die am 15. und 16. Mai 1981 in Lüchow stattgefundene öffentliche Diskussion Zwischenergebnisse zum Salzstock Gorleben. Dort wurde sogar das Prinzip Rede-Gegenrede umgesetzt. So gibt es ein Referat von Herrn Jaritz (BGR) mit dem Titel Vorkenntnisse über den Salzstock Gorleben und Gründe für die Annahme als Untersuchungsobjekt durch den Bund und ein Ko-Referat von Herrn Appel.
Solch ein Format wurde bisher bei der Standortauswahl nicht angeboten. Bisher waren es in der Regel einseitige Jubelveranstaltungen. Weiterhin wurden die Arbeitsergebnisse der Erkundung Gorleben zeitweise regelmäßig veröffentlicht, und nicht wie heute drei Jahre geheim gehalten.
Da gibt es noch viel zu tun für BGE und BaSE, um bei der Öffentlichkeitsarbeit wenigstens das Niveau von 1981 zu erreichen.