Alte Bohrungen
Neben Strecken müssen auch alte Bohrungen abgedichtet werden, wenn dadurch Abdichtungen umströmt werden können. Die Schachtanlage Bartensleben ist schon gut hundert Jahre alt, und es ist davon auszugehen, dass die Dokumentation der Bohrungen im sogenannten Risswerk doch nicht vollständig ist.
Zum Beispiel Bohrung RB 606
Weiterhin ist wohl die Dokumentation bekannter Bohrungen durch das BfS nicht verlässlich. So wurde die Bohrung RB 606 nach der Unterlage DBE M3711 im Jahr 2001 verfüllt, in den Genehmigungsunterlagen P145 und G148 aus dem Jahr 2002 ist sie dagegen als zu verfüllende Bohrung aufgeführt. Ein entsprechendes Schreiben der Genehmigungsbehörde an das BfS vom 25.11.2011 blieb zumindest bis zum 03.08.2012 unbeantwortet.
Der Plan des BfS
Im Planantrag wird zu den Altbohrungen folgendes gesagt (S. 167):
Als Folge des Altbergbaus kann nicht gänzlich ausgeschlossen werden, dass es Bohrungen gibt, die nicht im Risswerk dokumentiert wurden. Diese Umstände werden im Langzeitsicherheitsnachweis durch die durchgeführten probabilistischen Berechnungen berücksichtigt, in denen der Ausfall einzelner Abdichtungen enthalten ist, der auch das potenzielle Vorhandensein unbekannter Bohrungen mit einschließt. Die Abdichtungsstandorte wurden jedoch so gewählt, dass die Wahrscheinlichkeit für derartige unentdeckte Bohrungen sehr gering ist. Bei der Herstellung der Abdichtungen wird noch einmal gezielt nach solchen Bohrungen gesucht.
Auf dem Erörterungstermin – Blower-Door-Verfahren
Auf dem Erörterungstermin wurden nicht entdeckte Bohrungen ebenfalls problematisiert und Vorschläge zur weiteren Untersuchung gemacht – siehe Wortprotokoll S. 3-13f. So wurde vorgeschlagen, eine Dichtigkeitsprüfung durchzuführen (Blower-Door-Test), wie sie im Gebäudebereich angewendet wird.
Gasdruckaufbau im Bergwerk ist stand der Technik
Der Aufbau von Gasdrücken ist im Bergbau wohl durchaus Stand der Technik. So wurde im Schließungskonzept zur Asse die Aufprägung eines pneumatischen Drucks im oberen Baufeld in der Südflanke vorgesehen (S. 36f). In der diesem Konzept zugrunde liegenden Unterlage Institut für Gebirgsmechanik GmbH.(2006). Tragfähigkeitsanalyse des Gesamtsystems der Schachtanlage Asse in der Betriebsphase wird auf Seite 103 ausgeführt:
Wie die praktischen Beispiele in Anlage 93 zeigen, ist die Erzeugung eines pneumatischen Überdruckes in der genannten Größenordnung Stand der Technik. Bei der Untergrundspeicherung von Gas in Kavernen werden wesentlich höhere Gasdrücke beherrscht. Große Gaskavernen und zur Gasspeicherung benutzte abgeworfene Kohlebergwerke weisen vergleichbare oder größere Hohlraumvolumina wie das Grubengebäude der Asse oberhalb der 700-m-Sohle an der Südflanke auf. Die DCP-Speicherkaverne Schönebeck, in der vermutlich Hochsolungen im Kaliflöz Staßfurt bis zum Hauptanhydrit bzw. Auslaugungsrückstand stattgefunden haben, wird unter einem pneumatischen Innendruck von ca. 45 bar bergbehördlich genehmigt endverwahrt. Auf der Grundlage der durchgeführten Berechnungen sowie vorliegenden praktischen Erfahrungen zum Betrieb von Druckluft- und Gasspeichern in Bergbaubetrieben erscheint unter Berücksichtigung einer zusätzlichen Sicherheitsreserve ein technischer Zielparameter für den Stützdruck von etwa 15 bar als zweckmäßig, um das Tragsystem sowie das Deckgebirge soweit zu stabilisieren, dass eine Zunahme der Deckgebirgsverschiebungsraten während der Schutzfluideinleitung gegenüber dem heutigen Niveau verhindert werden kann. Zur Umsetzung dieser Maßnahme ist es notwendig, einen technischen Ausführungsplan (Festlegung der Einleitungsorte für die Druckluft, Temperatureffekte, Kompressorenleistungen, u.a.) zu erstellen.
In-situ-Versuch zur Streckenabdichtung im Salz im ERAM
Auch beim In-situ-Versuch zur Streckenabdichtung im Salz im ERAM kam offensichtlich ein Gasprüfverfahren zum Einsatz. Dabei wurde ein Tracergas verwendet. Nähere Einzelheiten konnten bei der Befahrung am 06.11.2012 leider nicht geklärt werden.Beim jetzt laufenden Versuch wird in einer Kammer mit einer Druckregelanlage ein Lösungsdruck aufgebaut und die Leckrate über einen längeren Zeitraum verfolgt. Diese Methode mit Lauge ist natürlich für die Aufspürung von weiteren Bohrungen nicht anwendbar.
Unsicherheit aufgrund alter Bohrungen reduzierbar
Die Unsicherheit durch alte Bohrungen kann offensichtlich – auch in der sensiblen Umgebung von eingelagerten radioaktiven Abfällen – durch entsprechende Gasdruckverfahren mit und ohne Tracergas wesentlich reduziert werden.