Tagesgespräch in BR2
„Warum gibt es immer noch keine Lösung?“ – so lautet die Headline zum Tagesgespräch in BR2 vom 08.04.2013. Und die Antwort ist ganz einfach. Sie wird gegeben vom Geologen Dr. Detlef Appel:
Es wird keine absolute Sicherheit geben, sondern nur eine relative.
Nach dem Falschen gesucht
Man hat einfach nach dem Falschen gesucht. Gesucht wurde gut drei Jahrzehnte lang nach einem sicheren Endlager. Doch das kann nicht gefunden werden, da es so etwas nicht gibt. Insofern ist es auch nicht erstaunlich, dass ein solches Endlager noch nicht gefunden wurde. Hätte man zum Beispiel 1977 – entgegen den wissenschaftlichen Erkenntnissen – ein Perpetuum mobile gesucht, wär es heute auch noch nicht gefunden.
Die Suche vor 1977
Vor 1977 wurde an mehreren Stellen nach dem Standort für ein sogenanntes Nukleares Entsorgungszentrum inklusive Endlager gesucht. Dabei sollten mindestens drei Standorte vergleichend untersucht werden und der beste dann ausgewählt werden.
Die niedersächsische Landespolitik macht die Rationalität zunichte
Dieses rationale Vorgehen wurde durch die niedersächsische Landespolitik zunichtegemacht, indem am 22.02.1977 allein der Standort Gorleben benannt wurde. Und das Erstaunliche ist, dass alle Wissenschaftler, die seit dem mit der Endlagerfrage maßgeblich befasst waren, sich entgegen rationalem, wissenschaftsbasiertem Handeln an diese politische Vorgabe gehalten haben. Und einige glauben heute immer noch, sie könnten das „Perpetuum mobile“ finden.
Beispiel: sogenannter Langzeitsicherheitsnachweis Morsleben
Eine solche Denkweise steht auch hinter dem sogenannten Langzeitsicherheitsnachweis zum stillzulegenden Endlager Morsleben. Dem hat die Entsorgungskommission mit ihrer Stellungnahme vom 31.01.2013 erst einmal einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht. Natürlich ringt sich die Kommission nicht dazu durch auszusagen, dass ein Langzeitsicherheitsnachweis für ein Endlager – und erst recht für das komplizierte System des Endlagers Morsleben – unmöglich ist. Denn ehrlich wäre nur eine möglichst robuste Langzeitrisikoanalyse, einen Nachweis wird es – wie auch ein Perpetuum mobile – nie geben.
Und das Endlagersuchgesetz?
Und selbst das in der Diskussion befindliche Endlagersuchgesetz (Entwurf vom 03.04.2013) bringt diese notwendige Korrektur der Vorgehensweise nicht deutlich zum Ausdruck. Zwar wird vom bestmöglichen Standort und von bestmöglicher Sicherheit gesprochen, es fehlt aber – zum Beispiel in der Begründung – das Eingeständnis der Notwendigkeit einer komparativen Standortsuche wegen der Unmöglichkeit eines sicheren Endlagers. Das wäre dann wohl zu viel Bekenntnis zu den methodischen Fehlern der Vergangenheit.