Asse: Material für die eifrigen LeserInnen

KFK_BerDie Jahresberichte des Projekts „Tieflagerung radioaktiver Abfälle“ von 1964 bis 1979 sind als Berichte des Kernforschungszentrums Karlsruhe (KFK-Berichte) zugänglich. Allein der des Jahres 1967 war nicht auffindbar.

Die Berichte geben einen Überblick über die Aktivitäten in der Asse II aus der Sicht des Betreibers und des Kernforschungszentrums.

Sicherlich kann das Material dem eifrigen Leser Einiges an Detailinformationen liefern. Deshalb anbei die Zusammenstellung der Berichte.

Interessantes kann über die Kommentarfunktion allen Lesern von endlagerdialog.de mitgeteilt und zur Diskussion gestellt werden.

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5 Gedanken zu „Asse: Material für die eifrigen LeserInnen

  1. Jahresbericht 1964: Fünf Jahre Standzeit für die Asse
    Im Jahresbericht 1964 wird über die Asse ausgeführt:

    Die Untersuchungen zeigten, daß für das Salzbergwerk Asse keine akute Gefahr des Zugehens oder Versaufens besteht, wenngleich der Zustand des Schachtes laufend Überwachungs- und Instandsetzungsarbeiten erfordert und die Standzeit des Bergwerkes nicht mit Sicherheit angegeben werden kann. Diesen Risiken stand der sehr niedrige Kaufpreis von 700.000 DM gegenüber. Selbst bei einer angenommenen Standzeit von nur 5 Jahren (Amortisation 20%) ergab sich unter Zugrundelegung von 230.000 DM jährlicher Betriebskosten das nachfolgend aufgeführte günstige Kostenbild…(S. 19f)

    Weiter wird zum Versuchsprogramm ausgeführt:

    Durch den Kauf des Salzbergwerkes Asse war neben der Möglichkeit zur Einlagerung radioaktiver Abfälle auch die Voraussetzung zur Durchführung umfangreicher Versuche auf dem Gebiet der Lagerung radioaktiver Abfälle in Salzformationen gegeben…(S. 20)

    Insgesamt wird deutlich, dass die Asse in doppelter Weise genutzt werden sollte: einerseits zur Einlagerung radioaktiver Abfälle – sprich Endlagerung – und andererseits als Versuchsbergwerk für die Lagerung in Salz. Die im Text folgende Schilderung des Versuchsprogramms umfasste sowohl Überlegungen zu schwach- und mittelaktiven als auch zu hochaktiven Abfällen.

  2. Jahresbericht 1969: Versuchseinlagerung und Einlagerungsbedingungen für die routinemäßige Einlagerung
    Im Jahresbericht 1969 steht unter der Überschrift Versuchseinlagerung:

    Im November begann die 3. Versuchseinlagerung niedrigaktiver Abfälle bei noch provisorischem Schachtförderbetrieb…. S. 8

    Unter der Überschrift Einlagerungsbedingungen wird dann weiter erläutert:

    Für die routinemäßige Einlagerung von schwachradioaktiven Abfällen in das Salzbergwerk Asse, mit der im Sommer 1971 begonnen werden soll, wurden die Einlagerungsbedingungen entworfen…. S. 10

    Auch in diesem Jahresbericht wird deutlich, dass die Asse sowohl für Versuchseinlagerungen als auch für routinemäßige Einlagerung vorgesehen war.

    Die Genehmigung zur langfristigen Einlagerung wurde dann laut Jahresbericht 1971 im Juli 1971 erteilt:

    Aufbauend auf den bei der Versuchseinlagerung gesammelten Erfahrungen wurden in Zusammenarbeit mit den Abfallproduzenten sowie den Genehmigungs- und Aufsichtsbehörden „Bedingungen für die Lagerung von schwachradioaktiven Abfallstoffen im Salzbergwerk Asse“ [3] erarbeitet. Diese Bedingungen traten im Juli 1971 in Kraft. Sie sind Bestandteil der von der Bergbehörde ebenfalls im Juli erteilten Genehmigung für die langfristige Einlagerung schwachaktiver Abfälle….S. 9

    Im Jahresbericht 1975 wird dann klar, dass langfristige Einlagerung ein Synonym für Endlagerung ist:

    3.2.2 Endgelagerte schwachaktive Abfälle
    —————————————-
    Die langfristige Einlagerung schwachradioaktiver Abfälle wurde auch im Berichtsjahr reibungslos fortgeführt….S. 16

    Im Jahresbericht 1976 wird das wieder zurückgenommen. Es wird konsequent nur noch von Versuchseinlagerung gesprochen:

    3.1 Versuchseinlagerung schwachaktiver Abfälle
    ———————————————-
    Die Versuchseinlagerung schwachradioaktiver Abfälle wurde auch im Berichtsjahr reibungslos fortgeführt. Die Einlagerung erfolgte in den Kammern 5, 10 und 11 des Jüngeren Steinsalzes und Kammer 2 des Älteren Steinsalzes auf der 750 m-Sohle sowie in der Kammer 7 des Älteren Steinsalzes der 725 m-Sohle….S. 8

  3. Abkippen statt Stapeln
    Im Jahresbericht 1974 wird über die Einführung des Abkippens als Einlagerungsmethode für schwachaktive Abfälle berichtet:

    Dieses Verfahren hat folgende Vorteile:
    1. Durch die geringe Aufenthaltsdauer wird die Strahlenbelastung des mit der Einlagerung betrauten Personals wesentlich herabgesetzt.
    2. Durch das Einbetten in Salzhaufwerk wird die langfristige Sicherheit erhöht.
    3. Es sind weniger Beraube- und Planierarbeiten erforderlich. Das Berauben in großen Höhen entfällt ganz.
    4. Die Fässer werden bei der Manipulation mit der Ladeschaufel schonender behandelt als beim Hantieren mit dem Faßgreifer.
    5. Durch das Abkippen der Fässer auf die Böschung, d.h. in einen nicht begangenen und nicht befahrenen Bereich, wird die Gefahr einer Kontaminationsverschleppung wesentlich herabgesetzt.
    6. Die Kammern können vollständig bis unter die Firste gefüllt werden. Dadurch ist eine bessere Raumausnutzung gewährleistet.
    7. Wesentliche Steigerung der Einlagerungsleistung….S. 6f

  4. Flutung und GAU
    Laut Jahresbericht 1974 wurden erstmals die Verhälnisse beim Fluten eines Salzbergwerks untersucht:

    Die Ausbreitung radioaktiver Stoffe in einem mit Flüssigkeit gefüllten Grubengebäude wurde durch Untersuchung an Modellen im Maßstab 1:1.000 untersucht. Die Konzentrationsänderungen werden durch Änderung der elektrischen Leitfähigkeit erfaßt. Die Untersuchungen werden auch unter Einbeziehung des Auslaugmechanismus von Radionukliden aus den Abfällen weitergeführt….S. 29

    Dies erhielt im Jahr 1975 eine hohe Brisanz, da es im Bergwerk Ronnenberg zu einem Wassereinbruch kam. Im Jahresbericht 1975 ist dazu zu lesen:

    Ein Ereignis im Juni des vergangenen Jahres bestimmte die Arbeiten auf diesem Gebiet im Jahre 1975 ganz wesentlich. Im Kalibergwerk Ronnenberg der Kali-Chemie AG ereignete sich ein Laugen- und Wassereinbruch. Wegen der Definition als „größter anzunehmender Unfall (GAU)“ eines solchen Ereignisses für das Salzbergwerk Asse bemühte sich die Wissenschaftliche Abteilung sofort nach Bekanntwerden des Schadensfalls, einschlägige Messungen in und am Kalibergwerk Ronnenberg durchführen zu können. Dies wurde sowohl von der Bergwerksgesellschaft als auch von der aufsichtsführenden Bergbehörde ohne Zögern gestattet. Wegen der Bedeutung dieses Ereignisses soll an dieser Stelle eine erste kurzgefaßte Mitteilung gegeben werden…S. 46

    Diese Thematik wird im Jahresbericht 1976 auf Seite 48f unter der Überschrift Untersuchungen zu Vorgängen nach dem Ersaufen von Salzbergwerken wieder aufgegriffen.

  5. Kompromissvorschlag: Asse als bundesweites Zwischenlager
    Durch die Novellierung des Atomgesetzes konnte die Endlagerung in der Asse nicht ohne Weiteres fortgesetzt werden. Laut Jahresbericht 1978 wurde vom Land Niedersachsen ein Kompromissvorschlag gemacht:

    Alle Arbeiten ohne radioaktive Abfälle können ungestört durchgeführt werden.
    Die bisherigen Endlagerungsversuche mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen können nach der Forderung des Landes Niedersachsen erst nach Abschluß eines Planfeststellungsverfahrens fortgesetzt werden. Zur Lösung der dringenden Entsorgung ist das Land bereit, im Salzbergwerk Asse ein bundesweites Zwischenlager zu genehmigen, in dem die Abfälle in rückholbarer Form gestapelt werden…S. 6

    Im Jahresbericht 1979 wird auf Seite 6 dazu noch ein Konzept vorgeschlagen.

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