Frage in der Endlagerkommission
In der dritten Sitzung der Endlagerkommission stellte Herr Thomauske eine interessante Frage an das Umweltministerium (Videomitschnitt 2:53:54):
Eine Frage habe ich zu der Offenhaltung Gorleben. Sie hatten sich ja mit dem Minister Wenzel darauf geeinigt, die Offenhaltung Gorleben zu beschränken auf Schächte und einen Teil der Infrastrukturbereiche. Im Hinblick auf die Konsequenzen hätte ich gern gewusst, gibt es Gutachten zu der Fragestellung, dass, wenn man das übrige Grubengebäude sich selber überlässt, dies nicht zu einer Verschlechterung einer sicherheitlichen Situation dann führt, wenn man es in zehn, zwanzig, dreißig, vierzig, fünfzig Jahren gegebenenfalls dann als Endlager nutzen wollte oder werden in der Zwischenzeit Fakten geschaffen?
Was könnte hinter dieser Frage stecken?
Offensichtlich steckt dahinter, dass es in einem Bergwerk zu Auflockerungen an den Wänden und Decken des Grubengebäudes kommt und dies sich mit der Zeit immer weiter fortsetzt. Deshalb muss bei einem Endlagerbergwerk im Einlagerungsbereich zügig gearbeitet werden. Das Schaffen des Einlagerungshohlraums, das Einlagern der Abfälle und das Verfüllen der Resthohlräume müssen in einer möglichst kurzen Zeitspanne erfolgen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass durch die Auflockerung Wegsamkeiten gebildet werden, über die radioaktive Nuklide durch mobile Phasen wie Wasser, flüssige und gasförmige Kohlenwasserstoffe sowie andere Gase freigesetzt werden können.
Die Konvergenz im Erkundungsbereich 1 von Gorleben
Die Auflockerung, die zu einer Verkleinerung der Bergwerkshohlräume führt, wenn diese nicht gewartet werden, wird Konvergenz genannt. Aus den geotechnischen Untersuchungen zu Gorleben ist bekannt, dass in den Bereichen des älteren Steinsalzes die Konvergenz in der Regel um eine Zehnerpotenz größer ist als in den Bereichen des jüngeren Steinsalzes (siehe BGR (2011). Description of the Gorleben site Part 4: Geotechnical exploration of the Gorleben salt dome. page 77-79).
Die Schächte und der Infrastrukturbereich zeigen geringe, der Erkundungsbereich 1 und damit ein potenzieller Einlagerungsbereich dagegen hohe Konvergenz. Es ist also durchaus vorstellbar, dass nach zehn, zwanzig, dreißig, vierzig, fünfzig Jahren in letzterem Bereich die Auflockerung soweit fortgeschritten ist, dass diese ein Sicherheitsdefizit gegenüber einer noch nicht aufgefahrenen geologischen Struktur darstellt.
Verfüllung notwendig?
Um dies auszuschließen, muss eigentlich teilweise der Forderung der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg gefolgt werden und der Erkundungsbereich verfüllt werden. Dazu sollte nicht Salzgruß, sondern sofort stützendes Material verwendet werden. Magnesiabeton soll ein solches Material sein. Er entwickelt in der Regel beim Abbinden einen Quelldruck. Ein im Zuge des Morslebenverfahrens durchgeführter in situ Versuch scheiterte jedoch. Da die Konvergenz im Erkundungsbereich Gorleben recht groß ist, sollte auch Salzbeton ausreichen, um die durch Konvergenz mit der Zeit wachsenden Sicherheitsdefizite weitgehend aufzuhalten.