Auch im Süden wird jetzt diskutiert
Nun wird im Süden Deutschlands, insbesondere in Baden-Würtemberg und Bayern auch über hochradioaktiven Abfall und dessen Langzeitlagerung diskutiert. Bisher wurde eher der Norden dafür zuständig gemacht.
Die Erdbeben in der Donau-Iller-Region und starke Bebauung
So will sich die Donau-Iller-Region gegen die Langzeitlagerung mit dem Argument Erdbeben wehren – siehe hier. Doch schnell kommt folgende Erkenntnis:
Dass dies im weiteren Verfahren auch Eindruck auf die Entscheidung und die Entscheider macht, muss nicht sein. Denn die aufgeführten „Beben“ waren stellenweise so schwach, dass man sie kaum oder als Mensch gar nicht wahrnehmen konnte.
Mit den bisherigen Kriterien sei man nicht ganz einverstanden, man möchte das Ausschlusskriterium auch auf Erdbebenzone 1 und 0 erweitern. Weiterhin setzt man auf das Argument der starken Bebauung und auf den Erhalt von Kulturgütern.
Erdbeben = Risiko für Hochbauten, Tiefenlager auch unter Großstädten
Erdbeben stellen für übertägige Gebäude ein größeres Risiko dar als für ein tiefengeologisches Langzeitlager. Da wird es schwer mit dem Erdbebenargument. Die Bebauung und Schutz von Kulturgütern wird mit den planungswissenschaftlichen Abwägungskriterien berücksichtigt. Diese sollen aber lediglich eingesetzt werden zur Auswahl von aus Sicherheitsaspekten gleichwertigen Standortregionen. Grundsätzlich kann auch unter einer Großstadt das Tiefenlager errichtet werden, wenn dieses durch Rampen und nicht durch Schächte erschlossen wird.
Note 6 für den Zwischenbericht zur Endlager-Suche
Die Bürgermeister von Saldenburg und Thurmansbang haben sich zusammen mit anderen in kleiner Runde besprochen und kommen zu dem Schluss Note 6 für den Zwischenbericht zur Endlager-Suche. Angeführt werden Studien der letzten Jahre, in denen Ton an erster Stelle steht, gefolgt von Salz und an letzter Stelle Granit. Doch es wird betont:
Die Entscheidung dürfe aber in keinem Fall anhand von Sympathiewerten oder aufgrund der Größe von regionalen Protestaktionen getroffen werden.
Angeführt wird, dass das Gutachten 1995 (gemeint ist wohl die Salzstudie 1995, u. U. mit Berücksichtigung der Kristallinstudie 1994) um einiges detaillierter ausgefallen sei. Das ist zutreffend, aber die im Standortauswahlgesetz festgelegten Kriterien unterscheiden sich von den damals angewendeten. Weiterhin wird jetzt auch Kristallin betrachtet, das nicht oberflächennah ansteht. Die damaligen Studien stellen auch einen anderen Entscheidungsstand wieder. Er ist eher mit der Auswahl der Standortregionen zur übertägigen Erkundung vergleichbar, die jetzt im 2. Schritt der Phase I vollzogen werden soll.
Urteil über Auftaktveranstaltung
Zur Auftaktveranstaltung Fachkonferenz Teilgebiete sagt Herr Behringer, Bürgermeister von Thurmansbang:
Das ist Vieles und Nichts. Verlorene Zeit. Was soll es denn bringen, wenn man sich mit zehn- bzw. 20-Sekunden-Beiträgen, die man vorher aufnehmen muss, in die Diskussion einbringen kann?“
Ausscheiden von Gorleben schmerzt, fehlende Schul- und Erwachsenenbildung
Saldenburgs Bürgermeister, Herr König, meint:
Wenn heute Gorleben als Salzstock ausgeschlossen wird, warum werden dann nicht gleich auch andere Salzstöcke aus der Liste gestrichen?
Dazu ist anzumerken, dass nicht nur der Salzstock Gorleben ausgeschieden ist, sondern 78 weitere und somit nur noch 60 Salzstöcke weiter betrachtet werden sollen.
Enttäuscht zeigte man sich, dass nach so langer Zeit nicht mehr auf die Karte
gebracht worden sei als große Gebiete.
Das ist Erdkunde 5. Klasse, mehr nicht.
Das wäre schön, wenn in der 5. Klasse Geologie auf dem Lehrplan stehen würde. Leider ist das nicht der Fall. Das Wissen in der Bevölkerung über den Untergrund Deutschlands ist praktisch null. Deshalb ist die tiefengeologische Langzeitlagerung eine große Herausforderung an die Schul- und Erwachsenenbildungauch.
Und ein Geologe aus Bayern?
In einem weiteren Artikel mit dem Titel Praktisch ausgeschlossen kommt ein Geologe aus Waldkraiburg zu Wort. Dieser hält es für praktisch ausgeschlossen, dass die bis zu 3.000 m mächtigen Tonablagerungen im Molassebecken aus dem Tertiär für die tiefengeologische Langzeitlagerung geeignet seien. Er führt dafür die bisher im Zwischenbericht angenommene Homogenität der Tonsedimente an, denn die Entstehungsgeschichte des Molassebeckens – kleinräumig wechselnde Ablagerungsbedingungen in einem Binnenmeer – spräche klar dagegen.
Kristallin als Favorit
Er kommt zu dem eigentlich etwas überraschenden Schluss:
Viel wahrscheinlicher halte ich dagegen die Errichtung eines Endlagers in einem kristallinen Gestein.
Doch so überraschend ist das nicht, denn keine 50 km nördlich gibt es Kombinationen aus Kristallin und darüber liegendem tertiärem Ton. Hoffentlich liegt kein Gestein mit hohem kf-Wert dazwischen. Vielleicht ist das ja eine gute bayerische oder allgemein süddeutsche Kombination?