BfS-Karte
In überarbeiteter Form wird nun wieder die Mobile Endlager-Ausstellung des BfS gezeigt. Auf der Karte Untersuchungswürdige Wirtsgesteinsformationen werden als Salzformationen dargestellt (von West nach Ost):
- Wahn,
- Zwischenahn,
- Waddekath,
- Gülze-Sumte und
- Gorleben.
In der Legende wird dazu angegeben:
Grundlage dieser Karte sind die Studie der BGR von 2007 und der ihr zugrundeliegenden Kriterien. Werden diese Kriterien verändert (z. B. Mindesttiefe eines Salzspiegels), so kann sich auch die Darstellung auf der Karte verändern.
BGR-Studie von 2007
Die einzige Studie der BGR zu Endlagergesteinen im Jahr 2007 ist:
Die Kriterien wurden vom AkEnd übernommen (siehe Seiten 41/44):
…Ausschlusskriterien:
• die Endlagerregion darf keine großräumigen Hebungen von mehr als einem Millimeter pro Jahr im prognostizierbaren Zeitraum aufweisen (Abbildung 3.10);
• im Endlagerbereich dürfen keine aktiven Störungszonen vorliegen;
• im Endlagerbereich dürfen die zu erwartenden seismischen Aktivitäten nicht größer sein als in Erdbebenzone eins nach DIN 4149 (2005) (Abbildung 3.11);
• in der Endlagerregion darf kein quartärer oder zukünftig zu erwartender Vulkanismus vorliegen (Abbildung 3.11).….Mindestanforderungen….
• der einschlusswirksame Gebirgsbereich muss aus Gesteinstypen bestehen, denen eine Gebirgsdurchlässigkeit kleiner als 10-10 m/s zugeordnet werden kann;
• der einschlusswirksame Gebirgsbereich muss mindestens 100 m mächtig sein;
• die Tiefenlage der Oberfläche des erforderlichen einschlusswirksamen Gebirgsbereiches muss mindestens 300 m betragen;
• das Endlagerbergwerk darf nicht tiefer als 1500 m liegen (siehe dazu auch Kapitel 3.6.3);
• der einschlusswirksame Gebirgsbereich muss über eine flächenmäßige Ausdehnung verfügen, die eine Realisierung des Endlagers zulässt (mind. 10 km2 im Tongestein);
• der einschlusswirksame Gebirgsbereich bzw. das Wirtsgestein darf nicht gebirgsschlaggefährdet sein;
• es dürfen keine Erkenntnisse oder Daten vorliegen, welche die Einhaltung der geowissenschaftlichen Mindestanforderungen zur Gebirgsdurchlässigkeit, Mächtigkeit und Ausdehnung des einschlusswirksamen Gebirgsbereichs über einen Zeitraum in der Größenordnung von einer Million Jahre zweifelhaft erscheinen lassen.
BGR-Studie 1995
Erstaunlich ist, dass selbst für die untersuchungswürdigen Salzvorkommen die Studie von 2007 herangezogen wird. Denn einschlägig ist dafür die BGR-Studie von 1995:
In dieser Studie werden 44 Salzvorkommen näher untersucht (siehe auch hier). Das Ergebnis ist (Seite 42):
Zieht man in Betracht, daß der Aufbau durch salinare des Oberjura und Rotliegend nicht den definierten Vorgaben entspricht, verbleiben WADDEKATH, WAHN und ZWISCHENAHN, und mit Vorbehalten GÜLZE-SUMTE. Es wird empfohlen, diese vier Strukturen in die weitere Diskussion einzubeziehen.
Gorleben wurde in dieser Studie nicht untersucht, wäre aber aufgrund des Negativkriteriums (Seite 42)
Fehlen einer ausreichend vollständigen Überdeckung mit Rupelton oder älteren tonigen Sedimenten (Barriere-Kriterium)
nicht in die weitere Diskussion einbezogen worden.
Anwendung der in der Legende herangezogenen Kriterien
Wendet man nun die oben vom BfS in der Legende genannten Kriterien auf die 44 in der Salzstudie untersuchten Salzstandorte an und berücksichtigt dabei, dass die Flächenerforderniss in Salz etwa ein Zehntel von dem in Ton beträgt (siehe Closs, K. D.(2002). Einfluss der Abfallmengen auf das Auswahlverfahren für Endlagerstandorte), so erfüllen alle 44 die Ausschlusskriterien und Mindestanforderungen. Zweifelhaft erscheint dies nur beim Standort Zobbenitz aufgrund der Fläche in 1000 m u. NN. Ein Blick in die detaillierte Beschreibung des Salzvorkommens Zobbenitz auf Seite 64f. im Anhang zeigt jedoch, dass selbst dieses Vorkommen den Kriterien entspricht.
Das BfS bevorzugt einseitig den Salzstandort Gorleben
In der Karte des BfS sind also entweder alle 44 Salzvorkommen der 1995er-Studie einzutragen, oder Gorleben ist zu streichen. Die jetzige Version der Karte ist fehlerhaft und bevorzugt Gorleben gegenüber den mindestens 40 nicht erwähnten Salzvorkommen, die die angeführten Kriterien ebenfalls erfüllen.
Und die untersuchungswürdigen Kristallin/Granit-Vorkommen?
Auch die Darstellung der untersuchungswürdigen Kristallin/Granit-Vorkommen erscheint zweifelhaft. Sind hier wirklich die Kriterien des AkEnd angewendet worden? Auffallend ist, dass die auf der Karte eingezeichneten Vorkommen identisch sind mit denen in der Studie
Diese Studie kommt zu dem Schluss (Seite 132/134):
Erfüllen all diese Kristallinvorkommen auch die AkEnd-Kriterien, oder genügen sogar weitere der 28 untersuchten Vorkommen diesen Kriterien?