Kommissionsmaterialien im INTERNET
Es ist eigentlich keine schlechte Idee, die Materialien der Kommission im Internet zur Verfügung zu stellen. Sie sind über die Internetseite Kommissionsmaterialien (K-MAT) verfügbar. Doch leider entspricht die Liste nicht dem Stand von Dokumentationswissenschaft und -technik. Weiterhin ist sie grob unvollständig. Darauf wurde bereits im Beitrag Endlagerkommission: Bei Bereitstellung von Materialien wird Öffentlichkeit ausgegrenzt hingewiesen.
Grob unvollständig
Weder das von Frau Heinen-Esser erwähnte Verzeichnis der beim wissenschaftlichen Dienst des Bundestages verfügbaren Materialien zum Thema Endlager ist aufgenommen, noch die von Herrn Thomauske erwähnten grundlegenden Papiere des AkEnd.
Transparenz erfordert Systematisierung des Materials
Um überhaupt etwas mit der Materialiensammlung anfangen zu können, muss sie systematisiert und langfristig verfügbar gemacht werden. Eine Kurzfassung zu jeder Unterlage, ein zweisprachiger Thesaurus und Glossar sind wohl das Mindeste. Nur so wird Transparenz erzeugt. Zum sogenannten Gorlebendialog gab es dazu einen ersten Ansatz unter http://www.gorlebendialog.de mit einer systematisierten PDF-Bibliothek. Doch diese ist – wohl aus politischen Gründen – wieder verschwunden.
Jahresbericht 2013 des BfS?
Doch es wird nur schlimmer: Statt die von Heinen-Esser und Thomauske erwähnten Materialien zur Verfügung zu stellen, erscheint als K-MAT 8 der Jahresbericht des BfS 2013. Was hat der Bericht mit der Endlagerkommission zu tun? Von den gut hundert Seiten handeln lediglich 15 Seiten von Endlagerung. So gibt es einen Artikel über das StandAG (Seite 36 bis 39) und über den Stand der Endlagerprojekte Konrad, Morsleben und Asse II (Seite 60 bis 70).
Artikel zum StandAG ohne wissenschaftlichen Inhalt
Der Artikel zum StandAG bringt nur Altbekanntes. Man kann leicht den Eindruck gewinnen, der Jahresbericht ist nur in die Materialiensammlung aufgenommen worden, um folgende Passage unterzubringen:
Das festgelegte Standortauswahlverfahren nach StandAG setzt seit Jahren vorgebrachte Forderungen des BfS um: die Erkundung alternativer Standorte sowie ein transparentes Verfahren, basierend auf vorher festgelegten wissenschaftlichen Suchkriterien.
Das ist eher ein politisches Statement, als eine Aussage, die einer wissenschaftlich-technischen Bundesbehörde zusteht. Forderungen aufzustellen ist einfach, Aufgabe des BfS ist es, diese wissenschaftlich zu begründen. Warum wird nicht auf die wissenschaftlichen Arbeiten zum Beispiel im Forschungsprojekt Vergleichende Sicherheitsanalysen hingewiesen?
Artikel zum Stand der Endlagerprojekte irreführend
Bei der Schilderung des Standes der Endlagerprojekte geht es nicht um Sachinformationen, sondern um eine positive Selbstdarstellung des BfS. Ein Beispiel aus dem Kapitel Morsleben auf Seite 64:
Zu den geplanten horizontalen Abdichtungen unter Tage hat das BfS bereits zwei Großversuche durchgeführt. Die Planungen zu ihrer Errichtung werden derzeit überarbeitet, um neu gewonnene Erkenntnisse zu den vorgesehenen Baustoffen und Konstruktionsweisen einzuarbeiten.
Diese zwei Sätze kaschieren die Realität. Diese wurde im Beitrag Planfeststellung für ERAM-Schließung nicht vor 2018 mit folgenden Sätzen geschildert:
„Weiterhin gibt es Probleme mit den Streckenabdichtungen. Der In-situ-Versuch zur Abdichtung im Salzgestein erbrachte nach den bisherigen Messungen nicht die angestrebte Dichtigkeit. Die Anfangspermeabilität beträgt etwa 2 bis 3 x 10-18 m2, das Ziel war 1 x 10-18 m2. Der In-situ-Versuch im Anhydrit führte nicht einmal zum entsprechenden Quelldruck.
Als Konsequenz daraus wird zurzeit darüber nachgedacht, die als monolithische Bauwerke geplanten Abdichtungen zu ersetzen durch Kombinationsbauwerke. Diese Strategie wird allgemein bei Schachtverschlüssen verfolgt und soll jetzt auch für die Streckenabdichtungen entwickelt werden.
Zu erinnern ist, dass dieser Punkt erst offensichtlich werden konnte, weil die Genehmigungsbehörde In-situ-Versuch und die messtechnische Nachprüfung der Qualität verlangt hatte. Das BfS wollte lediglich die arbeitstechnische Machbarkeit der Bauwerke zeigen.“
Materialiensammlung am Ziel der Kommission ausrichten
Die Endlagerkommission sollte die Materialiensammlung endlich vervollständigen, systematisieren und von lobhudelnden Selbstdarstellungen befreien. Weiterhin muss die Sammlung entsprechend dem Ziel der Kommission ergänzt werden. So wird die These von der Unmöglichkeit der Suche nach einem bestmöglichen Standort sie in Kürze beschäftigen. Die Kommissionsmitglieder sollten sich deshalb schon einmal in die 18 Papiere zum Forschungsprojekt Vergleichende Sicherheitsanalysen mit gut 1.800 Seiten Umfang einarbeiten. Diese gilt es in der Materialiensammlung zu systematisieren, sodass die NutzerInnen sinnvolle Prioritäten setzen können.