Geologische Daten nachvollziehbar zusammenführen

BGE-Umfrage zu Ausschlusskriterien

Die BGE wollte ihre Abfrage bei den Länderbehörden zu den Ausschlusskriterien Ende Februar abschließen. Man kann auf die Auswertung gespannt sein, die wohl bei einem Workshop am 16./17.04.2018 vorgetragen werden wird. In den Veranstaltungsankündigungen der BGE kommt dieser Workshop seit heute vor, siehe hier.

Bundesländer-Prüfungen nach § 21 StandAG

Weiterhin bearbeiten die Länder Anträge für Vorhaben in einer Teufe von mehr als 100 m. Sie müssen entscheiden, ob an den Vorhabenstandorten zwischen 300 und 1500 m Teufe potenzielles Endlagergestein vorkommt oder erwartet wird. Sollte dies der Fall sein, ist nach § 21 StandAG das Einvernehmen des BfE einzuholen.

Kartengrundlage zu Wirtsgesteinen im BfE nicht vorhanden

Es war davon auszugehen, dass sowohl das BfE als auch die Landesbehörden dazu eine Übersicht vorliegen haben, wo potenzielles Wirtsgestein vorkommt, wo dieses vermutet wird und wo die geologischen Kenntnisse nicht ausreichen, um diese Festlegung zu treffen.

Eine entsprechende Anfrage nach UIG beim BfE über FragdenStaat.de ergab, dass diese Daten beim BfE nicht vorliegen. Es werden lediglich die Ausnahmetatbestände geprüft.

Länder entscheiden im Einzelfall am genauen Vorhabenort

Eine entsprechende Anfrage ging auch an die Länder. Soweit bisher Antworten vorliegen, sind auch dort die flächendeckenden Informationen zu

Gebieten, in denen in einer Teufe von 300 bis 1 500 Metern unter der Geländeoberkante stratiforme Steinsalz- oder Tonsteinformationen mit einer Mächtigkeit von mindestens 100 Metern, Salzformationen in steiler Lagerung oder Kristallingesteinsformationen mit einer vertikalen Ausdehnung von mindestens 100 Metern vorhanden sind oder erwartet werden können [§ 21 StandAG]

nicht vorhanden. Die Einschätzung würde für jedes beantragte Vorhaben einzeln genau am Vorhabenort erarbeitet.

Wo sind Wirtsgesteine nicht vorhanden?

In diesem Zusammenhang wäre interessant, bei welchen und bei wieviel beantragten Vorhaben die einzelnen Bundesländer zu der Einschätzung kommen, dass Wirtsgesteine nicht zu vermuten sind. Allein das NBG hätte nach § 8 Abs. 2 StandAG das Recht, hier in die Akten zu sehen.

Die Mitglieder erhalten Einsicht in alle Akten und Unterlagen des Standortauswahlverfahrens des Bundesamtes für kerntechnische Entsorgungssicherheit, des Vorhabenträgers, der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe sowie der geologischen Dienste

Daten aus Einvernehmenserklärungen und BGR-Studien

Die örtliche Lage der Vorhaben, die dem BfE zum Einvernehmen vorgelegt wurden, geben Hinweise auf Vorkommen von potenziellem Wirtsgestein. Weiterhin gibt es diverse Studien der BGR zu Wirtsgesteinen.

Zu Salz:

  • Jaritz, W.(1983). Eignung von Salzstöcken in Niedersachsen zur Endlagerung radioaktiver Abfälle.
  • Best, G., O. Bornemann, et al.(1982). Bewertung von Salzformationen außerhalb Niedersachsens für die Errichtung von Endlagern.
  • Krull, P.(1991). Bewertung der Salzformationen der Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen für die Errichtung von Endlagern wärmeentwickelnder Abfälle.
  • Reinhold, K., J. Hammer, et al.(2014). Verbreitung und Eigenschaften flach lagernder Salzschichten in Deutschland (BASAL) – Zwischenbericht.

Zu Ton

  • Hoth, P., H. Wirth, et al.(2007). Endlagerung radioaktiver Abfälle in tiefen geologischen Formationen Deutschlands Untersuchung – Bewertung von Tongesteinsformationen.

Zu Kristallin

  • Bräuer, V., M. Reh, et al.(1994). Endlagerung stark wärmeentwickelnder radioaktiver Abfälle in tiefen geologischen Formationen Deutschlands – Untersuchung und Bewertung von Regionen in nichtsalinaren Formationen.
  • Reinhold, K.(2005). Tiefenlage der Kristallin-Oberfläche in Deutschland – Abschlussbericht.

Topographische Karten 1.25 000 als Georeferenz

Darin werden selbst bei den relativ kleinen Salzstrukturen zur geographischen Lage die Blattnummer der Topographischen Karte 1.25 000 (TK25) angegeben und nicht die genauen Koordinaten. Offensichtlich reicht dies für eine Übersichtsdarstellung aus. So wird die Lage des Salzstocks Siek mit 2327 angegeben (Blatt 2327 Ahrensburg).

Die TK25 von Deutschland besteht aus insgesamt 2947 Blättern mit einer jeweiligen Kantenlänge von gut 11 km. Die Blattschnitte können im Internet beim Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (BKG) eingesehen werden, siehe hier (JAVA ist erforderlich, wird von neueren Browsern aus Sicherheitsgründen aber nicht mehr unterstützt).

Vorhaben für die nächsten Monate und Ziel

endlagerdialog.de wird in den nächsten Monaten versuchen, die BGE-Daten zu Ausschlussgebieten, die BGR-Daten zu potenziellen Wirtsgesteinen und die Informationen aus den Einvernehmenserklärungen auf der TK25-Rasterebene zu einer Übersicht zusammenzuführen. Ziel ist es, die 2947 Rasterflächen in folgende Kategorien einzuteilen:

  • Flächen mit potenziellen Wirtsgesteinen im Untergrund,
  • Flächen mit vermuteten Wirtsgesteinen im Untergrund,
  • Flächen sicher ohne Wirtsgestein im Untergrund und
  • Flächen, über die wegen fehlender Daten keine Aussage getroffen werden kann.

Verfeinerung der Rasterübersicht – Hilfe gesucht

Für das weitere Suchverfahren sollte die Rasterübersicht verfeinert werden. Dazu gibt es frei zugängliche Kartographiedaten und -software. Diese Verfeinerung wird endlagerdialog.de nicht mehr allein durchführen können und sucht deshalb ExpertInnen, die sich mit OSM, TopPlus-Web-Open und QGIS auskennen oder bereit sind, sich in dieses Gebiet einzuarbeiten – Kontakt siehe Impressum. Mittelfristig ist auch mehr geologischer Sachverstand gefordert. Die Mitarbeit kann offen, vertraulich oder anonym geschehen.

Rolle von endlagerdialog.de

endlagerdialog.de ist ein unabhängiges Informationsangebot mit dem Ziel, den Dialog zur Endlagersuche für radioaktive Abfälle in Deutschland zu unterstützen. Für ein gesellschaftlich umsetzbares Ergebnis der Suche ist es notwendig, Vertrauen aufzubauen. Dieses kann nur aufgebaut werden, wenn in den nächsten Jahren durch eine kritische, sachkompetente und weitestgehend unabhängige Begleitung nicht ähnliche Unzulänglichkeiten ans Tageslicht kommen wie in der Vergangenheit. endlagerdialog.de will mit seinen Aktivitäten insbesondere die weniger gut ausgestatteten Initiativen unterstützen, deren Rolle zurzeit wie folgt recht klar umrissen wird (Karena Kalmbach in Problemfalle Endlager, S. 406):

Vielleicht ist es gerade im Moment des parteiübergreifenden Atomausstiegskonsenses besonders wichtig, für die Anti-Atom-Bewegung die Rolle des kritischen Underdogs zu behalten anstatt offiziell zur Gewinnerin der Geschichte erklärt zu werden. Denn von Gewinnern gehen meist wenige neue kritische Impulse aus – aber kritische Impulse werden beim Thema Atommüll noch für mehrere Generationen erforderlich sein.

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