Der zweite von drei Bänden mit weiteren Länderberichten
Drei Jahre nach Erscheinen des Werkes Nuclear Waste Governance – An International Comparison ist nun der zweite Band erschienen. War damals nicht klar, dass es weitere Bände geben wird – siehe Beitrag ENTRIA: „Nuclear Waste Governance“ – Wo ist die vergleichende Analyse? – , wird nun im Vorwort zum zweiten Band auf Seite VII ein dritter Band angekündigt. Der jetzt erschienene Band bringt Beiträge von weiteren vierzehn Ländern. Der Vergleich dann aller 26 Länderinformationen ist dem dritten Band vorbehalten.
In der Einführung Ansätze zum Vergleich
Das Einführungskapitel The Technical, Political and Socio-Economic Challenges of Governing Nuclear Waste greift dem wohl schon etwas vor. Unter der Abschnittsüberschrift Lessons learnt werden schon einige gemeinsame Aspekte herausgearbeitet. Ansonsten werden in dem Kapitel alle Länderberichte kurz zusammengefasst.
Zwölf detaillierte Länderberichte zu 14 Ländern
Es folgen zwölf Berichte, die eine Fülle an Informationen bringen, die aber wegen der Bezeichnungen der gesetzlichen und untergesetzlichen Grundlagen und der für den radioaktiven Abfall zuständigen Organisationen der einzelnen Länder recht mühsam zu lesen ist. Der Versuch, dieses durch Abkürzungen aufzufangen, kann den Lesefluss nicht wirklich leichter machen. Es ist eben eine Literatur für ExpertInnen. Die Kapitel sind:
- A Long Way Off (China)
- Profitable Business Strategy? (Russland)
- Transitioning Away from Opaque Governance (Südkorea)
- False Premise, False Promise (Japan)
- Postponed Policy (Ungarn)
- Progress on Nuclear Waste Management (Litauen)
- Delays in Finding a Solution (Slowakei)
- An Arranged Marriage (Slowenien und Kroatien)
- Too much to Handle (Ukraine)
- A Twinned Approach (Kanada)
- A Democratic Deficit (Argentinien und Brasilien)
- Disposal and Contamination (Südafrika)
Neben vielen länderspezifischen Literaturnachweisen wird oft verwiesen auf die Nationalen Berichte zur Richtlinie 2011/70/EURATOM und international auf die Nationalen Berichte zur Joint Convention on the Safety of Spent Fuel Management and on the Safety of Radioactive Waste Management der IAEA.
Interessante Links und fehlende Teilaspekte
Ab und zu findet man auch interessante Links zu Informationen im Internet, so zu einer Karte Japans mit geologisch geeigneten Regionen für ein Tiefenlager:
- blassgrün: möglicherweise geeignet,
- grün: möglicherweise geeignet und zugänglich für den Seetransport (bis zu 20 km von der Küste entfernt),
- orange: eher ungeeignet (im Radius von 15 km um Vulkane oder in der Nähe aktiver Störungen),
- grau: eher ungeeignet (Vorkommen von Öl, Erdgas, Kohle und anderer Mineralien).
Als jemand, der sich schon lange Zeit mit der Thematik befasst, wartet man auf die im eigenen Gedächtnis vergrabenen Besonderheiten in den einzelnen Ländern. So im Falle von Japan die sehr umfangreiche und systematisch brillante Beratungsunterlage für die Nuklearindustrie zur Reorganisation des Umgangs mit langlebigen radioaktiven Abfällen im Jahr 2000, die auch als Buch verfügbar ist – siehe Chapman, N. und C. McCombie.(2003). Principles and Standards for the Disposal of Long-lived Radioactive Wastes, Elsevier.
Oder im Fall von Kanada, wo 1995 nach zehn Jahren Verhandlungen die Endlagerung von schwachradioaktiven Abfällen in Deep River scheiterte.
Dazu auch Canada: Community-based siting in Huitema, D.(2002). Hazardous Decisions – Hazardous Waste Siting in the UK, The Netherlands and Canada – Institutions and Discourses, Springer. S. 356 ff.
Beide Einzelinformationen findet man in den entsprechenden Länderartikeln nicht. Vielleicht ist dies auch zu viel verlangt, es sind doch recht spezielle Aspekte.
Defizit – Kein Länderbericht zu Dänemark
Was jedoch ein wirkliches Defizit darstellt, ist das Fehlen des Landes Dänemark. Und dabei sind die Informationen aus diesem Land wesentlich einfacher zu recherchieren wie zum Beispiel aus Russland oder China. Welchen Einfluss hatte zum Beispiel der Film von Per Mannstaedt Mehr Atomkraftwerke?, der auch in Deutschland in der BI-Arbeit viel
eingesetzt wurde, so auch bei der Wanderausstellung Dauerhafte Energien 1978 in Berlin? War die nicht erfolgreiche Endlagersuche in den Jahren 1979 bis 1982 wirklich der Grund, in Dänemark im Sinne des Strahlenschutzgrundsatzes der Rechtfertigung auf die Atomkraftnutzung zu verzichten – siehe Damveld S. 13 unter dem Kapitel Dänemark als Vorbild? Wie sieht es mit den aktuellen Plänen in Dänemark aus, was ist aus den Vorhaben von 2014 geworden – siehe Pressemitteilung des BMUB?
Die Spannung auf den dritten Band – auf den Vergleich
Nach der Fülle der präsentierten Detailinformationen in den ersten beiden Bänden kann man auf den Vergleich im dritten Band gespannt sein. Da steht noch eine Fülle von Arbeit an.
Nachdenklich stimmt dann wiederum, dass die Länderinformationen eigentlich fortgeschrieben werden müssten. Wer macht diese unendlich aufwendige Arbeit?