Bericht über die Tagung des Fachverbandes für Strahlenschutz
In einem Artikel in der Allgemeinen Zeitung – Rhein Main Presse vom 23.09.2014 von Torben Schröder mit dem Titel Wohin mit dem strahlenden Gift? wird über eine Tagung des Fachverbandes für Strahlenschutz berichtet. Dabei ist einiges durcheinandergeraten.
Endlagersuche – Kriege – durchgerostete Atommüllfässer
Nach einem Absatz zur Endlagersuche folgt:
„Die alten Kriege müssen enden“, fordert daher Professor Joachim Breckow, Vizepräsident des Fachverbandes. Zumal die Zeit drängt: „Die Konzepte für die Zwischenlagerung waren nicht für so lange Zeiträume gedacht“, mahnt FS-Pressesprecher Norbert Zoubek. Die Konsequenz sind Meldungen von durchgerosteten Atommüll-Fässern, die dann wiederum die in der Bevölkerung vorhandenen Befürchtungen anfachen.
Abgesehen davon, dass in der Bundesrepublik wegen des radioaktiven Abfalls bisher noch keine Kriege geführt wurden, haben die fundierte Kritik und Widerstand am bisherigen Untersuchungsstandort Gorleben dafür gesorgt, dass dort noch kein Endlager für Wärme entwickelnde Abfälle zur Verfügung steht.
Atommüll-Fässer gehören in das Endlager Konrad
Die durchgerosteten Atommüll-Fässer haben aber damit nichts zu tun. Für die ist bereits ein Endlagerstandort gefunden, der seit Anfang 2007 auch rechtlich nicht mehr gekippt werden kann. Hier muss also nicht mehr gesucht werden. Eingelagert werden kann in Schacht Konrad bisher aber nicht, da die Umbauarbeiten noch nicht beendet sind.
Politisch-ideologisch statt wissenschaftsbasiert
Für Wärme entwickelnde radioaktive Abfälle, die in CASTOR-Behältern transportiert und zwischengelagert werden, ist noch kein Endlagerstandort gefunden. Man hat im Jahr 1976 aus politisch-ideologischen Gründen die komparative Suche nach wissenschaftlicher Methode aufgegeben und seitdem allein Gorleben als Standort propagiert. Auch ein neuerer Versuch einer rationalen Herangehensweise auf der Basis der Empfehlungen des AkEnd im Jahr 2002 scheiterte am Widerstand der CDU/CSU und der Abfallverursacher.
Keinerlei Risiken für die Bevölkerung?
Doch weiter im Text:
Dabei bestünden, betont Feinhals, „keinerlei Risiken für die Bevölkerung“, wenn der Atommüll in einem nach geltenden Konventionen eingerichteten Endlager deponiert würde.
So einfach ist das leider nicht. Da in solch einem Endlager für die nächsten gut 10 Millionen Jahre die physikalischen, chemischen und geologischen Prozesse prognostiziert werden müssen, ist eine sichere Aussage – jedenfalls aus wissenschaftlicher Sicht – nicht möglich. Das Langzeitrisiko kann also nicht einfach berechnet werden, sondern es muss eine politisch-gesellschaftliche Abwägungsentscheidung auf der Grundlage wissenschaftlicher Prognosen getroffen werden.
Die „Suppe“ kommt nach Konrad!
Im Text wird weiter ausgeführt:
Doch „jede weitere Verzögerung bedeutet, dass das Personal die Suppe auslöffeln müsste“. Denn für die Mitarbeiter, die mit dem radioaktiven Abfall umzugehen haben, steige das Risiko sehr wohl.
Dies bezieht sich wieder auf die schwachaktiven Abfälle für das Endlager Konrad, wenn sie aus Kostengründen nicht laufend kontrolliert und gegebenenfalls nachkonditioniert werden.
Freiwilligkeit und Kompensation
„Verbunden mit einer gewissen Kompensation, hat die Suche nach freiwilligen Gemeinden und Regionen durchaus zu Erfolgen geführt“, berichtet Feinhals.
Sehr lehrreich ist der Blick nach Schweden, wo eine sogenannte Freiwilligkeit erst erreicht wurde, nachdem der erste Durchlauf scheiterte und dann massiv auf die Gemeinden zugegangen worden ist, in denen Atomkraftwerke stehen. Vielleicht kann man es auch als unterschwellige Erpressung bezeichnen.
„German Angst“
Das Problem hierzulande sei die „German Angst“. „Unsere Aufgabe ist es, unnötige Befürchtungen abzubauen“, erklärt Zoubek.
Wenn der Fachverband Strahlenschutz dieses vorhat, sollte er nicht von „keinerlei Risiken“ sprechen, sondern die Ängste ernst nehmen und wissenschaftlich argumentieren. Doch dazu ist selbst das in Deutschland bisher für die Endlagerung zuständige Bundesamt für Strahlenschutz nicht fähig. Erinnert sei zum Beispiel an den Fall der Asse II, wo diese Behörde sich nicht geweigert hat, Wahlkampfunterstützung zu leisten. Was kann man von einem Amt erwarten, das MitarbeiterInnen fristlos kündigt, wenn sie auf wissenschaftlicher Basis mehrfach intern konstruktive Kritik äußert?
Endlagersuchgesetz und Endlagerkommission
Die neue Hoffnung ist das Endlagersuchgesetz und die Endlagerkommission. Aber auch hier hat sich die positionelle Bundes- und Landespolitik so breit gemacht, dass die gesellschaftlichen Gruppen und die Wissenschaftler – leider kann man nicht WissenschaftlerInnen sagen – der Gefahr ausgesetzt sind, erdrückt zu werden.