Nachrichtenorgan von acht geologenverbänden
Das Dezemberheft der Geowissenschaftlichen Mitteilungen (GMIT), einem Nachrichtenorgan von acht Geologenverbänden, beschäftigt sich an mehreren Stellen mit der Endlagerung radioaktiver Abfälle. Das Dezemberheft ist ab 15.03.2018 auch für Nichtmitglieder im Internet nachlesbar.
Standortfindung in der Schweiz
Der zentrale GEOfocus-Artikel behandelt die Standortfindung in der Schweiz für Tiefenlager im Opalinuston. Der Artikel von Tim Vietor, Nagra, kommt unter anderem zu dem Fazit:
Ein kriterienbasiertes, sicherheitsgerichtetes Raumplanungsverfahren, der Sachplan Geologische Tiefenlager mit klarer Rollenteilung zwischen verfahrensleitender Behörde, Projektant und Aufsicht unter kontinuierlicher Bürgerbeteiligung, stellt sicher, dass die Standortsuche in der Schweiz auf Basis gesicherter wissenschaftlicher Daten transparent und fair durchgeführt wird.
Editorial von Christian Hoselmann
Im Editorial geht Christian Hoselmann auch auf die deutschen Verhältnisse ein. Dort wird ausgeführt
Die Suche nach einem sicheren Standort ist…
Dies unterscheidet sich nicht unerheblich vom Gesetz, in dem von einem Standort mit der bestmöglichen Sicherheit gesprochen wird, was die komparative Methode in den Vordergrund stellt. Wissenschaftsmethodisch stehen Welten zwischen diesen beiden Ansätzen. Weiterhin werden im Editorial die Rolle des § 21 StandAG und die darin festgelegte Aufgabe der Staatlichen Geologischen Dienste der Länder in den Vordergrund gestellt. Es fehlt die Erwähnung des vorgeschriebenen Einvernehmens mit dem BfE des Bundes.
Vorkommen potenzieller Wirtsgesteinsformationen
Dieses wird jedoch in einem Artikel Bundesgesellschaft für Endlagerung nimmt Arbeit auf unter der Rubrik GEOaktiv auf Seite 20 f. nachgeholt. Interessant ist darin die Formulierung
Für die anschließende Anwendung der Mindestanforderungen an einen möglichen Standort müssen zudem die Daten zu Vorkommen der potentiellen Wirtsgesteinsformationen (Lage, Mächtigkeit, Erstreckung) in Deutschland zu Grunde gelegt werden, die in einem nächsten Schritt abgefragt werden.
Unnötig große Datenmengen?
Die schon beim BGE-Workshop am 05.09.2017 – siehe Beitrag BGE-Fachworkshop Ausschlusskriterien – aufgeworfene Frage, ob nicht die Berücksichtigung des potenziellen Vorkommens von Wirtsgesteinsinformationen bereits bei den Daten zu den Ausschlusskriterien viel Datenmeldearbeit ersparen würde, drängt sich hier auf. Ulrich Kleemann formuliert das in einem Interview in den Stuttgarter Nachrichten wie folgt:
Da gibt es einerseits sehr weitreichende Forderungen von BGE und BfE, die flächendeckend eine große Fülle an Datenmaterial wünschen. Landesämter fühlen sich andererseits teilweise überfordert, zweifeln den Umfang der Forderungen an und wollen nicht jede kleine Grundwasserbohrung liefern…
…..Die Geologie von Deutschland ist ja eigentlich bekannt. Wir brauchen keine flächendeckende geologische Kartierung von Deutschland um die potenziellen Wirtsgesteine zu identifizieren! Das hätte jedoch großen Einfluss auf die Zeitabläufe. Unnötig große Datenmengen führen zu einer erheblich längeren Verfahrensdauer.
Andere Ergebnisse als die BGR-Karten auf Basis AkEnd-Empfehlungen zu erwarten?
Kleemann kommt weiterhin zu dem Schluss
Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) hat auf Basis der 2002er-Empfehlung des Arbeitskreises Endlagers (AKEnd), sozusagen dem Vorläufer der Endlagerkommission, schon vor einigen Jahren eine Deutschlandkarte mit potenziellen Wirtsgesteinen erstellt. Die Endlagerkommission hat sich mit den Kriterien des AKEnd auseinandergesetzt und sie in großen Teilen übernommen. Daher glaube ich, dass die neue Standortsuche nicht zu wesentlich anderen potenziellen Standortregionen führen wird.
Hier vergisst er aber, dass die Kristallingesteinsformationen von der BGR bisher stiefmütterlich behandelt wurden, da nur bis nahe an die Oberfläche reichende Vorkommen berücksichtigt wurden.
Kristallin bisher mangelhaft berücksichtigt
Die Endlagerkommission und das StandAG berücksichtigen aber alle Kristallinvorkommen zwischen 300 und 1500 Meter unter der Oberfläche. Dadurch können noch einige potentielle Flächen dazukommen – siehe Verschneidung der Karte auf Seite 65 in der CHRISTA-Studie mit der Geländehöhenkarte.
Deutsche Geophysikalische Gesellschaft erarbeitet Positionspapier in einem neuen Arbeitskreis
In GMIT auf Seite 67 teilt die Deutsche Geophysikalische Gesellschaft weiterhin mit, dass sie sich des Themas Endlagersuche annehmen wird. Sie wird einen Arbeitskreis gründen und ein Positionspapier erarbeiten. Es wäre eigentlich besser gewesen, wenn sich die Fachkreise schon während der Arbeit der Endlagerkommission breit damit beschäftigt hätten. Dann wäre der fachlich-wissenschaftliche Input in die Kommission vielleicht etwas größer und pluralistischer ausgefallen.
Tiefenlage der Kristallin-Oberfläche
Die in der Studie CHRISTA verwendete Studie
steht jetzt zu Verfügung – siehe hier.
Die BGR hat die Unterlage aufgrund eines IFG-Antrags über FragdenStaat.de zur Verfügung gestellt.