Fünf Jahre ENTRIA
Am 30.09.2017 führte ENTRIA eine für die Öffentlichkeit zugeschnittene Veranstaltung zu den Arbeiten der letzten fünf Jahre durch. Vorher fand eine dreitägige Fachkonferenz statt – siehe Programm. endlagerdialog.de hat zu den Arbeiten in vielen Beiträgen berichtet – siehe tag ENTRIA.
Interdisziplinarität hat zugenommen
Nach langen Anfangsschwierigkeiten hatte man den Eindruck, dass die Interdisziplinarität gerade im letzten Jahr stark zugenommen hat. Auf der Veranstaltung wurde bekannt, dass das ursprüngliche Vorhaben, interdisziplinär ein Glossar zu erstellen, gescheitert ist. Offensichtlich war es zu ambitioniert. Ersatzweise wurde aber viel über Fachgrenzen hinweg miteinander geredet und es wurden gemeinsame Horizonte gefunden.
Nichtwissen und chemotoxische Abfälle
Auch wurde durch die ausgehängten und vorgestellten Poster und Beiträgen in der Fachkonferenz deutlich, dass ein weites Spektrum von Themen in Angriff genommen worden ist, einiges aber noch nicht fertig gestellt werden konnte. So wurden zum Beispiel auch das Nichtwissen (Nele Wulf: Decision Making in Spite of Ignorance? Phenomena of Ignorance in Sweden’s Radioactive Waste Management) und chemotoxische Abfälle (Roman Seidl: Nuclear Waste Siting as a Model for Dealing with Hazardous Waste) betrachtet.
Aufbereitung und Zugänglichkeit
An einigen Punkten wurde die Aufbereitung der Informationen als wichtig erachtet. ENTRIA erstellte zum Beispiel eine Weltkarte zu den Zwischenlagerstandorten, aus der interaktiv viele Informationen geordnet abgefragt werden können. Auch auf die Zugänglichkeit zur Modellierungssoftware ReSUS wurde geachtet und mit Schülern eines Mathematik-Leistungskurses getestet – siehe hier.
Notwendige Schritte hin zur Umsetzung von Öffentlichkeitsbeteiligung
Dies sind notwendige Schritte, um wissenschaftliche Arbeiten der interessierten Öffentlichkeit vermittelbar zu machen. Wenn Öffentlichkeitsbeteiligung wirklich umgesetzt werden soll, dann ist nicht nur Interdisziplinarität, sondern auch Transdisziplinarität gefordert. Und die Allgemeinverständlichkeit der fachlichen Expertisen ist ein erster Schritt dahin. Asta von Oppen, Mitglied des Beirats von ENTRIA, fasste das so zusammen:
Wenn wir das nicht verstehen, wenn die Unsicherheiten nicht benannt werden, dann werden wir auf der Straße dagegen sein.
Scientific Community und Nachwuchsförderung
Im Beitrag Das Endlagerproblem und die WissenschaftlerInnen wird dargelegt:
Sicherlich ist Grundlagenforschung gerade auch für die Endlagerproblematik wichtig, um hier auf eine Scientific Community entsprechender Größe und damit Vielfalt zurückgreifen zu können. Nur so sind WissenschaftlerInnen verfügbar, die näherungsweise in finanzieller und ideologischer Hinsicht als unabhängig bezeichnet werden könnten.
Die fünf Jahre ENTRIA haben die Scientific Community im Endlagerbereich in Deutschland spürbar vergrößert und pluralistischer aufgestellt. Weiterhin konnten sich viele NachwuchswissenschaftlerInnen durch das Projekt mit diesem Problemfeld befassen und haben offensichtlich durch bohrende Fragen an die bisherigen Vertreter dieses Forschungsfeldes für Mehr an Interdisziplinarität und Transdisziplinarität gesorgt.
Fortsetzung des Projekts ENTRIA?
Im Sinne der Nachwuchsförderung und der Stärkung der Pluralität wäre eine Fortsetzung des Projekts ENTRIA zu begrüßen. Dann kann auch gehofft werden, dass Interdisziplinarität und Transdisziplinarität nicht nur im Endlagerbereich, sondern darüber hinaus in der allgemeinen Wissenschaftslandschaft gestärkt werden.