Es wurde die Vorstufe der nuklearen Entsorgung beleuchtet
Das erste Semester der zweisemestrigen TRANSENS-Ringvorlesung ist abgeschlossen. Wie der Themenliste schon zu entnehmen war, ging es im vergangenen Semester im Wesentlichen um die Atomkerntechnik und deren physikalischen Grundlagen. Damit wurde quasi die Vorstufe der nuklearen Entsorgung beleuchtet. Lediglich drei Themen handelten von Teilen der Entsorgung:
- Rückbau,
- Risikowahrnehmung und hochradioaktive Abfälle,
- Philosophische und ethische Reflexionen zur Entsorgung.
Alle Vorlesungsteile sind aufgezeichnet worden und stehen – wie auch die Präsentationen – für Teilnehmer*innen im Internet zur Verfügung. Es lohnt sich wohl auch eine nachträgliche Anmeldung.
Lagerungsform des abgereicherten Urans
Immerhin erfuhr man in der Vorlesung Spaltung, dass die Niederlanden das bei der Brennstoffversorgung anfallende abgereicherte Uran nicht als Uranhexaflourid (UF6), sondern als Uranoxid (U3O8) im COVRA als NORM zwischenlagert – siehe hier:
One special category consists of NORM-waste. NORM stands for “Naturally Occurring Radioactive Material”. This is waste with enhanced natural radioactivity: e.g. certain types of industrial waste such as depleted uranium or waste from the phosphate industry.
Offensichtlich wird aber auch weiteres abgereichtes Uran als Oxid gelagert – siehe Antwort auf Kleine Anfrage der Fraktion DIE LINKE – Bundestagsdrucksache 17/12943.
Nach Kenntnis der Bundesregierung ist das im Februar 2005 genehmigte Lager für abgereichertes Uran in Form von U3O8 zurzeit im Bau und soll voraussichtlich 2014 in Betrieb gehen. Die genehmigte Menge beträgt rund 60 000 t U3O8.
Aktuelle Diskussion zu Gen IV/ Transmutation
Insbesondere für die aktuelle Diskussion waren im Vorlesungsteil Gen IV/ Transmutation die Ausführungen zu folgenden Themen interessant:
- Small and Medium Sized Reactors (SMR)
- Generation IV Reactors
- Molten Salt Reactor (MSR)
- Partitioning and Transmutation (P&T)
- Dual Fluid Reactor
Teil Strahlenschutz etwas enttäuschend
Etwas enttäuschend war der Teil Strahlenschutz und Emissionen, da nur die Aspekte in und um Atomkernreaktoren behandelt wurden. Hier hätte man auch die besonderen Herausforderungen bei der nuklearen Entsorgung erwartet. Wo diese im weiteren Verlauf der Vorlesung zu erwarten sind, kann dem Programm nicht entnommen werden.
Radioaktive und chemotoxische Abfälle
Interessant für endlagerdialog.de war die mehrfach auftauchende Diskussion um die Endlagerung chemotoxischer Abfälle im Vergleich zu radioaktiven Abfällen. Warum werden die Untertagedeponien für chemische Abfälle in der Gesellschaft kaum diskutiert?
Auseinandersetzung beim Endlagersymposium 2008/2009
endlagerdialog.de hat sich damit schon jahrelang auseinandergesetzt, so schon beim Endlagersymposium 2008/2009, wo die Frage nach dem Regelungsbereich der Deponieverordnung aufgeworfen wurde – siehe hier Seite 4 f. Damals schrieb ich unter dem Pseudonym Mex Ex:
Es ist durchaus zu begrüßen, gleiche Beurteilungsgrundlagen anzustreben. Das gebietet schon die notwendige Risikokommunikation. Da wir mit Sicherheit nach Abschaltung der Kernkraftwerke noch 80 Jahre aktiv mit hochradioaktiven Abfällen zu tun haben werden (siehe auch Nachsorgephase BMU-Entwurf Nr. 8.3.7, Absatz 3), bleiben noch 100 Jahre, die sich die Gesellschaft aktiv Gedanken um die Sicherheitsanforderungen machen muss. Bei einem Novellierungstakt von 5 Jahren stehen also noch 20 Novellierungen an. Für die 2. Novellierung etwa im Jahr 2020 sollte eine einheitliche Basis geschaffen sein. Notwendige Voraussetzungen wären z. B.
1. Einführung des Systems der Rückstellproben auch für radioaktive Abfälle,
2. vollständige Behebung der Lücken bei den Risikofaktoren für chemotoxische Stoffe (siehe SSK S.21/22),
3. Orientierung des Abfallrechts nicht nur am Stand der Technik, sondern am Stand von Wissenschaft und Technik (siehe auch BMU-Antwort).
Eine Schwierigkeit sehe ich darin, dass in der TA Abfall als Ziel der „vollständige dauerhaft Abschluss der Abfälle von der Biosphäre“ gefordert wird. Für radioaktive Abfälle sind aber – je nach Inventar – lediglich ca. 10 Mio Jahre notwendig.
Eingegangen am: 16.01.2009 – 18:21 | Von: Mex Ex
Zahlreiche Blogbeiträge setzen sich mit dem Thema auseinander – siehe hier. endlagerdialog.de nennt seine Vorlesung an der Hochschule Magdeburg-Stendal im Studiengang Sicherheit und Gefahrenabwehr konsequenterweise auch Endlagerung chemotoxischer und radioaktiver Abfälle.
Das BMU enttäuscht
Schockierend war, dass der BMU-Unterabteilung Nukleare Entsorgung diese offensichtliche Thematik überhaupt nicht geläufig war -siehe Absatz Entlarvende Frage des BMU in BMU-Veranstaltung: Das war ein Fehlschlag.