.ausgestrahlt mobilisiert Regionen für die Endlagersuche

.ausgestrahlt übernimmt BfE-Aufgabe

Eigentlich ist es Aufgabe des BfE, zur Endlagersuche Öffentlichkeitsarbeit zu machen. Offensichtlich hat jetzt .ausgestrahlt e. V. diese Rolle übernommen. Der Verein stellt über alte Erkenntnisse zum Untergrund Deutschlands Betroffenheit in Regionen her und informiert auf Veranstaltungen über die Endlagersuche. Dabei wird auch die Kritik an dem vom Gesetzgeber verabschiedeten Suchverfahren vermittelt.

Info-Veranstaltungen und lediglich ein Tweet vom BfE

So gab es bereits eine Info-Veranstaltung in Volksdorf bei Hamburg, nahe dem Salzstock Siek, Landkreis Stormarn. Für den 12.03.2018 ist eine Veranstaltung in Marktredwitz geplant. Gleiche  Aktivitäten gibt es für Braunschweig und Berlin. .ausgestrahlt hat als Grundlage der Aktionen eine Karte erstellt, die auf unterschiedliche Quellen zurückgeht. Ähnliche Ansätze hat GREENPEACE im Jahr 2013 verfolgt, siehe Beitrag GREENPEACE schont Berlin vor Endlagerdiskussion. Vom BfE gibt es bis auf einen Tweet keine Reaktion dazu. Auf der Veranstaltung des NBG zum Start der Standortauswahl wurden die Problematik von einem Sieker Bürger vorgetragen.

Wo ist die Mobile Ausstellung des BfE?

Das BfE verfügt aber um weit mehr Möglichkeiten, um die interessierten BürgerInnen zu informieren. So gibt es die in zwei Überseecontainern installierte Mobile Endlageraustellung, die im Jahr 2017 bei sechs Großveranstaltungen zu sehen war. Warum ist sie nicht in Siek zu sehen, wird sie in Marktredwitz am 12.03. zu sehen sein? Schließlich sollte nicht nur die Kritik zum Endlagerstandortauswahlverfahren zu hören sein, sondern auch die Vorteile des jetzt politisch beschlossenen Verfahrens.

Karte aus der Mobilen Ausstellung entfernt

Früher – noch unter den Flaggen des BfS – war in der besagten Mobilen Ausstellung eine ähnlich Karte zu sehen, wie sie jetzt von .ausgestrahlt präsentiert wird. Die Karte von potenziellen Endlagerregionen wurde ersatzlos gestrichen. Hat sich die Geologie Deutschlands so gravierend verändert, dass dies notwendig war? Die einfache Antwort lautet nein! Die Endlagerkommission hat aber die Kriterien gegenüber den AkEnd-Kriterien von 2002 etwas modifiziert und auch die vorher verwendeten Kriterien von KEWA und BGR stimmen mit denen im StandAG nicht vollständig überein. So steht unter der ausgestrahlt-Karte richtig auch:

Durch die neuen Kriterien im StandAG können noch weitere Gebiete dazukommen, die in der Karte nicht eingezeichnet sind.

BfE könnte aufgrund Fachkompetenz konkreter sein

Hier könnte das BfE aufgrund seiner Fachkompetenz konkreter sein. Es geht ja um die Gebiete, in denen potenzielles Endlagergestein zu vermuten ist. Dies ist  auch Grundlage der Einvernehmenserklärungen des BfE nach § 21 StandAG.

…Gebieten, in denen in einer Teufe von 300 bis 1 500 Metern unter der Geländeoberkante stratiforme Steinsalz- oder Tonsteinformationen mit einer Mächtigkeit von mindestens 100 Metern, Salzformationen in steiler Lagerung oder Kristallingesteinsformationen mit einer vertikalen Ausdehnung von mindestens 100 Metern vorhanden sind oder erwartet werden können…

Auch die Landesbehörden haben diese Informationen

Diese Gebiete müssen also dem BfE bekannt sein. Außerdem wurde vom BfE in der NBG-Sitzung vom 02.02.2018 mitgeteilt (siehe Beitrag Neues aus der heutigen NBG-Sitzung):

Wenn die Landesbehörden zu der Erkenntnis kommen, dass keine potenzielle Wirtsgesteinsformation am Bohrpunkt vorhanden oder zu erwarten ist, erfährt das BfE von dem Vorhaben nichts.

Das heißt, auch die Landesbehörden müssen über die fraglichen Informationen verfügen. Es wird also Zeit, diese Daten zu veröffentlichen. An die weiße Landkarte glaubt sowieso keine BürgerIn mehr.

Und die Regionen geologischen Nichtwissens?

Kritisch ist aber der folgender Punkt. Nach § 13 StandAG sind auch die Gebiete aufzulisten, die aufgrund nicht hinreichender geologischer Daten nicht eingeordnet werden können. Dieses geologische Nichtwissen wird in § 21 nicht problematisiert. Neben den Gebieten, in denen potenzielles Endlagergestein vorhanden ist oder erwartet werden kann, sind die Regionen geologischen Nichtwissens aufzusuchen.

Woraus können die Informationen gewonnen werden?

Wie gesagt: Die Geologie Deutschlands hat sich in den letzten Jahrzehnten nicht gravierend verändert und die neueren Erkenntnisse halten sich in Grenzen. So kann im ersten Schritt auf die diversen auch älteren Unterlagen zurückgegriffen werden:

Zu Salz

Jaritz, W.(1983). Eignung von Salzstöcken in Niedersachsen zur Endlagerung radioaktiver Abfälle.(Katalog von 209 Salzlagerstätten in Niedersachsen)

Best, G., O. Bornemann, et al.(1982). Bewertung von Salzformationen außerhalb Niedersachsens für die Errichtung von Endlagern. (Kurzbeschreibungen der 60 Salzstrukturen Schleswig-Holsteins und Darstellung des Werra-Salinars im Bereich der Hessischen Senke)

Krull, P.(1991). Bewertung der Salzformationen der Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen für die Errichtung von Endlagern wärmeentwickelnder Abfälle. (NE-deutsche Senke – 146 Salzstrukturen, Subherzyne Senke – 12 Salzstrukturen, Thüringische Senke – 3 Salzstrukturen)

Eine Ergänzung um die systematische Betrachtung von flach lagernden Salzformationen ist 2014 erstellt worden:

Reinhold, K., J. Hammer, et al.(2014). Verbreitung und Eigenschaften flach lagernder Salzschichten in Deutschland (BASAL) – Zwischenbericht.

Zu Ton

Hoth, P., H. Wirth, et al.(2007). Endlagerung radioaktiver Abfälle in tiefen geologischen Formationen Deutschlands Untersuchung – Bewertung von Tongesteinsformationen.

Hier ist primär nicht auf die Abbildung 4.30 (S. 94) zuzugreifen, sondern auf die Abbildung 4.5 – Tonfomationen Jura (S. 56), Abbildung 4.6 – Tonformationen der Kreide (S. 58) und Abbildung 4.7 – Tonformationen des Tertiärs (S. 61). Da aber in der Studie die wesentlichen Kriterien wie Teufe (300 bis 1500 m), Mächtigkeit (100 m), Großräumige Hebungen (< 1 mm/a), Erdbebenzone (max. Zone 1) und Vulkanismus (kein quartärer und zukünftiger) mit denen im StandAG übereinstimmen, kann schließlich mit einiger Wahrscheinlichkeit auf Abbildung 4.30 reduziert werden.

Zu Kristallin

Bräuer, V., M. Reh, et al.(1994). Endlagerung stark wärmeentwickelnder radioaktiver Abfälle in tiefen geologischen Formationen Deutschlands – Untersuchung und Bewertung von Regionen in nichtsalinaren Formationen. (Bayerisches Kristallin – 4 Vorkommen, Elbekristallin – 5 Vorkommen, Erzgebirge/Vogtland – 6 Vorkommen, Granulitkomplex – 1 Vorkommen, Halle-Wittenberger Scholle – 3 Vorkommen, Lausitzer Scholle – 5 Vorkommen, Schwarzwald – 2 Vorkommen, Thüringer Wald – 2 Vorkommen).

Unter Umständen muss hier auf Vorstudien zurückgegriffen werden (siehe Seite 8). Da die obige Studie nur die Kristallinvorkommen behandelt, die bis nahe an die Oberfläche reichen, muss zumindest noch die folgende  Studie herangezogen werden.

Reinhold, K.(2005). Tiefenlage der Kristallin-Oberfläche in Deutschland – Abschlussbericht.

Darin wird zum Beispiel ein Gebiet südlich der Linie Baden-Baden – Nürnberg- Erbendorf identifiziert (Abbildung 21, S. 77).

Den BürgerInnen bleibt nur der Blick auf die .ausgestrahlt-Karte

Aber wie gesagt: Die Auswertungen dieser Studien werden für die Entscheidungen zu § 21 StandAG sowohl von den Landesbehörden und dem BfE benötigt und hoffentlich auch eingesetzt. Leider sind diese Entscheidungsgrundlagen bisher weder von den Ländern noch vom BfE veröffentlicht worden. Transparenz hält sich hier in engen Grenzen. Insofern bleibt den BügerInnen nur der Blick auf die Karte von .ausgestrahlt.

Ein Gedanke zu „.ausgestrahlt mobilisiert Regionen für die Endlagersuche

  1. Antrag nach Umweltinformationsgesetz

    Dem BfE müssen bei der Entscheidung über das Einvernehmen nach § 21 StandAG die Geoinformationen vorliegen, wo in Deutschland zwischen 300 und 1500 m Teufe ein potenzielles Wirtsgestein vorhanden ist oder erwartet werden kann.

    endlagerdialog.de hat jetzt einen entsprechenden Antrag auf Zurverfügungstellung dieser Daten nach UIG über FragdenStaat gestellt.

    Parallel wurden Anträge an die Staatlichen Geologischen Dienste in Deutschland (SGDD) der 16 Bundesländern gestellt.

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