Vortrag auf EFG-Jahrestagung
Auf der Jahrestagung der European Federation of Geologists (EFG) im Mai/Juni 2013 stand das Thema Endlager für atomaren Abfall im Mittelpunkt. Da die Tagung in Stockholm stattfand, nahm naturgemäß das schwedische Vorgehen (siehe auch Das Schwedische Modell..) einen breiten Raum ein (siehe Bericht in GMIT Nr. 54 Dezember 2013, Seite 28-32). Zum deutschen Beitrag wird Folgendes ausgeführt:
Wie zu erwarten, rief der anschließende Vortrag von Klaus-Jürgen Röhlig über den derzeitigen verfahrenen Stand der Endlagersuche in Deutschland ein ähnliches Kopfschütteln hervor, denn hier heißt es ja jetzt: „Kommando zurück, alles auf Anfang – lasst uns nun endlich ‚richtig‘ nach einem geeigneten Standort suchen…“
Ähnliches Kopfschütteln wie zur Entwicklung in den USA
Das „ähnliche Kopfschütteln“ bezieht sich dabei auf die vorhergehende Darstellung der Entwicklungen in den USA, wo der Grund für das Stoppen des Yucca Mountain Projekts allein eine rein politische Entscheidung des Staates Nevada gewesen sei, der keine ausreichende Kompensation für die Aufnahme atomarer Reststoffe aus den übrigen US-Staaten gegeben sah. Ist denn die Situation in Deutschland auch allein politisch bedingt?
Die politische Entscheidung für Gorleben
Sicherlich war die Entscheidung, nur Gorleben zu untersuchen, allein politisch geprägt. Bei der vorhergehenden eher wissenschaftsbasierten Suche hatte man darauf geachtet, sich nicht frühzeitig auf einen Standort zu verkürzen. Und nach 1977 gab es diverse Vorstöße, diesen politischen Ansatz zu verlassen. Jedoch haben sich die Wissenschaftler nicht gegen die Politik durchgesetzt, die Abhängigkeiten waren wohl zu stark. Auch der AkEnd-Versuch im Jahr 2002, dieses politische Komplott aufzubrechen, scheiterte. So wurde 35 Jahre lang die Sackgasse Gorleben zum Schauplatz der Suche nach dem sicheren Endlager. Die Politik wollte nicht begreifen, dass es aus wissenschaftstheoretischer Sicht ein sicheres Endlager nicht geben kann. Das Kommando zurück zum wissenschaftsorientierten Vorgehen vor 1977 ist also durchaus berechtigt, jedoch kommt dies recht spät.
Das schwedische Kommando „zurück“
Auch in Schweden gab es ein Kommando zurück. So die Ausführungen in Sundqvist, G.(2002). The Bedrock of Opinion. Science, Technology and Society in the Siting of High-Level Nuclear Waste, Seite 21:
…When starting the first feasibility study in 1992, SKB pledged to carry out between 5 and 10 studies in various municipalities. After inviting all 286 municipalities and receiving only two positive reposes [Storuman, Mala], SKB decided to approach the five municipalities already hosting nuclear facilities. Of those five, three accepted feasibility studies [Östhammar, Nyköping, Oskarshamm]. When the first feasibility study was completed in Storuman, a local referendum was held, resulting in a strong majority rejecting further participation in the siting process. Two years later, in September 1997, a local referendum in Mala also decided not to participate further in the siting programme. SKB´s next strategy was to approach the municipalities bordering the three nuclear municipalities, resulting in the conducting of another three feasibility studies, in Tierp, Älvkarleby and Hultsfred….
Statt der 35 Jahre in Deutschland brauchte man in Schweden nur etwa fünf Jahre, um die Suche nach einem Endlager neu zu starten.
Der schwedische Endlagerstandort
Der schwedische Endlagerstandort wird mit folgenden Worten geschildert:
Forsmark liegt übrigens in einer idyllischen „Bullerbü-Landschaft“ mit viel Wiesen- und Weidenlandwirtschaft, Kiefern- und Mischwaldbeständen sowie kleineren Ortschaften und Einzelgehöften – von Widerstand der Bevölkerung ist aber nichts zu bemerken. Dazu mag einerseits die weitgehende schwedentypische öffentliche Transparenz der Planungs- und Vorgehensweise beitragen, nicht zuletzt aber sicher auch die akzeptanzfördernde Tatsache, dass KKW und Endlager zu den wichtigsten Arbeitgebern der Region gehören.
Daneben sind auch noch die Ausführungen zur finnischen Endlagersuche auf Schweden übertragbar:
Aus petrographisch-tektonischer Sicht, betonte der finnische Vortragende, sei es nahezu „egal“ gewesen, welcher der ins Auge gefassten Standorte letztlich ausgewählt wurde, weil die lokalen geologischen Heterogenitäten im Kristallin jeweils größer seien als die Unterschiede der Lokationen untereinander. So dass schließlich „nicht-geologische Argumente den Ausschlag gaben (Nähe zu KKW, Akzeptanz in der lokalen Bevölkerung usw.)“.
Und was bedeutet das für Deutschland?
In Deutschland gilt es, erst einmal Transparenz herzustellen. Sicher wird der Entscheidungsprozess hierzulande deutlich schwieriger, da die Geologie Deutschlands wesentlich mehr Möglichkeiten bietet als die Geologie Skandinaviens.
Das Kopfschütteln beim Vortrag von Herrn Röhlig kann sich nur darauf bezogen haben, dass man in Deutschland 35 Jahre brauchte, um die Endlagersuche vom politischen wieder ins rationale Fahrwasser zu bringen. Man möge die Daumen drücken, dass dies auch gelingen wird, denn die politischen Strudel sind stark.