BASAL-Zwischenbericht inzwischen öffentlich
Wie bereits im Beitrag Salz – einmal anders beschrieben, bieten flache Salzlagerungen Vorteile gegenüber Salzstöcken, da unter anderem die Strukturen nicht so komplex sind und der Erkundungsaufwand damit geringer ist. Im Rahmen des Projektes BASAL, zu dem jetzt der Zwischenbericht Verbreitung, Zusammensetzung und geologische Lagerungsverhältnisse flach lagernder Steinsalzfolgen in Deutschland öffentlich zugänglich ist, wurden anhand von der BGR zugänglichen alten Daten gezielt nach flachen Salzlagerungen gesucht.
Acht unterschiedliche Salinarformationen in Deutschland in flacher Lagerung
Dabei wurden für Deutschland acht Salinarformationen identifiziert, die auch Flachlagerungen zeigen.
- Rotliegend-Salinar
- Zechstein-Salinar
- Alpines Salinar
- Röt-Salinar
- Muschelkalk-Salinar
- Keuper-Salinar
- Malm-Salinar [Münder-Mergel-Salinar]
- Tertiär-Salinar
Zwischenergebnis
Der Bericht kommt auf Seite 69 zu folgendem Zwischenergebnis:
In der Gesamtbetrachtung aller flach lagernden Steinsalzfolgen in Deutschland sind aufgrund der Mächtigkeit und Tiefenlage Steinsalzlager des Zechstein in den Werra- und Staßfurt-Formationen für weitergehende endlagerspezifische Untersuchungen interessant. Dies gilt insbesondere für die folgenden Gebiete, in denen flach lagernde Steinsalzfolgen des Zechstein in größerer Mächtigkeit vorkommen:
- Niederrhein-Ems-Gebiet
- Werra-Fulda-Becken (inklusive Fränkisches Becken)
- Thüringer Becken
- Calvörde-Scholle
- SE-Brandenburg
- Solling-Becken
Außerdem sollten die Steinsalzlager des Malm (Oberjura) [Münder-Mergel-Salinar] insbesondere im Bereich der erhöhten Akkumulation in Salzkissen regionalgeologisch und lithologisch weitergehend charakterisiert werden. Im Gegensatz zu den Steinsalzfolgen des Malm in flacher Lagerung liegt die Oberfläche der Steinsalzfolgen in den Salzkissen meist deutlich höher als 1000 m u. GOK.
Endlagerung unterhalb stratiformer Salzformationen
Die BGR-Studie geht im Wesentlichen davon aus, dass die flach lagernde Salzformation den Wirtsgesteinskörper für die Endlagerung darstellt. Einen anderen Ansatz verfolgt die Konzeptstudie Geologische Potentiale zur Einlagerung von radioaktiven Abfallstoffen unterhalb von stratiformen Salzformationen. Hier ist diese Salzformation nur der Gesteinkörper mit der sicherheitsrelevanten Barrierewirkung. Als Wirtsgesteine dagegen dienen Kristallin- oder magmatische Gesteine.
Vorteile gegenüber „konventionellen Endlagerlösungen“
Dadurch ergeben sich neben der besseren Rückholmöglichkeit (Seite 7) folgende Vorteile gegenüber „konventionellen Endlagerlösungen“ (Seite 23):
- Die bergbaulichen Funktionen eines Endlagers zur Aufnahme der Abfallstoffe sowie die barrierewirksamen Funktionen zur Isolation der Abfälle werden auf verschiedene Gebirgsverbände innerhalb des Endlagersystems verteilt. Kristalline Formationen bieten hierbei gute Rahmenbedingungen zur Errichtung des Bergwerks, während salinare/tonige ein wirksames Barrieresystem darstellen.
- Die barrierewirksamen Schichten werden durch die Auffahrung der Infrastruktur (Abteufen zweier Schächte) nur an zwei Stellen durchörtert. Damit bleibt die schützende Deckschicht weitestgehend anthropogen unbeeinflusst.
- Mögliche Fluidbewegungen im Kristallin, also dem Bereich des Endlagers, haben keine Verbindung zur Oberfläche.
- Bei Auffahrung des Bergwerks sind fluide Einschlüsse, die eine Gefährdung der Arbeitssicherheit darstellen, innerhalb des Grundgebirges ausgeschlossen.
- Die salinaren Formationen des Zechsteins bestehen aus wechselnden Schichtfolgen mit zum Teil hohem Sorptionsvermögen (z. B. tonige Fazies).
- Spannungen durch Gasentwicklung aus Abfällen werden vom Grundgebirge mit hohen Druckfestigkeiten aufgenommen. Die schützende Barriere bleibt unbeeinflusst.
- Sedimente des Zechsteins sind zumeist überlagert mit triasischen Sedimentgesteinsfolgen, die zusätzlich undurchlässige Schichten einschließen. Dadurch liegt eine Gebirgskonfiguration mit mehrfacher Barrierewirkung vor.
Einfache Standortsuche mit Mindest- und Abwägungskriterien möglich?
Für die gezielte Suche nach solchen geologischen Formationen können nicht die allgemeinen Mindest- und Abwägungskriterien nach AkEnd benutzt werden, da diese im Allgemeinen davon ausgehen, dass das Wirtsgestein auch das barrierewirksame Gestein darstellt (Konfigurationstyp A nach AkEnd, Seite 135). Der hier vorliegende Konfigurationstyp Bb wird nur am Rande erfasst. Es stellt sich die Frage – insbesondere auch aufgrund der Schwierigkeit mit den Mindest- und Abwägungskriterien für Kristallingestein – siehe Beitrag Kristallingestein – einmal anders? – , ob ein einfacher komparativer Suchprozess – auch unter Einbeziehung des noch ausstehenden Abwägungskriteriums Deckgebirge – , wie er im StandAG zugrunde gelegt wird, zum bestmöglichen Standort führt?
Eindimensionales Endlagerdenken durchbrochen – Kategorisierung ähnlich Gorleben-Kompromiss notwendig?
Mit der Konzeptstudie wird endlich das bisher in Deutschland traditionell eindimensionale Endlagerdenken durchbrochen, siehe auch Beitrag Eindimensionales Endlagerdenken und periodische Sicherheitsüberprüfung bei Endlagern. Konsequenz ist, dass jedenfalls unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten eine Kategorisierung nach Endlagermodellen notwendig wird, wobei die bestmöglichen Standorte jeder Kategorie in einem letzten Schritt gegeneinander abgewogen werden müssen. Ein ähnliches Verfahren ist bereits als Gorleben-Kompromiss vorgeschlagen worden, siehe Beitrag Der beste Kompromiss kommt aus Gartow.
Zugang zu geologischen Daten – Die Länder sind gefordert
Betont sei an dieser Stelle, dass die geologischen Daten von zentraler Stelle nur sehr lückenhaft zugänglich sind. So BASAL-Zwischenbericht S. 71
Aufgrund ihrer Zuständigkeit für den tieferen Untergrund ist bei der Fortsetzung der Arbeiten eine Kooperation zwischen den Staatlichen Geologischen Diensten der Bundesländer und der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe notwendig, um die verfügbaren endlagerrelevanten Informationen über die potenziellen Wirtsgesteine in Deutschland weitergehend zu aktualisieren. Dazu zählen auch Informationen zum geologischen Bau der prä- und postsalinaren Gesteinsschichten. Nur so kann die Konsistenz zwischen klein- und großmaßstäblichen Modellvorstellungen über flach lagernde Steinsalzfolgen gewährleistet werden.
Aus der Konzeptstudie sei hierzu ein Absatz auf Seite 9 zitiert:
Für die Auswertung von Bohraufschlüssen stehen verschiedene webbasierte Datenbanken zur Verfügung. An erster Stelle ist die Bohrpunktkarte Deutschlands der BGR zu nennen, das ein überregionales (ausgenommen Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz) Verzeichnis von Bohrungen umfasst. Darüber hinaus stellen die geologischen Dienste vieler Bundesländer externen Nutzern ein Informationssystem mit Sachdaten zu Verfügung. Der Zugang in die entsprechenden Datenbanken ist zumeist beschränkt, da viele Informationen oftmals privaten Eigentümern angehören und unter Verschluss liegen. Betroffen davon sind insbesondere Tiefbohrungen, die im Zuge von Explorationsarbeiten abgeteuft wurden.
Frage des Datenzugangs in der nächsten AG 3 – Sitzung
Die Frage des Datenzugangs und der Datenaktualisierung ist auch Gegenstand des Auftrags der Endlagerkommission an die BGR, siehe Beitrag Die AG 3 will den Auftrag an die BGR “präzisieren”. Nach Aussage von Herrn Sailer auf der letzten AG 3 Sitzung soll hierzu auf der nächsten Sitzung im November ein Bericht abgegeben werden, höre Audiomitschnitt 5:02:55. Man kann gespannt sein, inwieweit die Länder wirklichen Kooperationswillen zeigen.